Rheinland-Pfalz: Arztzahlstatistik zeigt Ärzte werden immer älter

Rheinland-Pfalz: Arztzahlstatistik zeigt Ärzte werden immer älter

Die Arztstatistik der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz zeigt, mehr als jeder zweite berufstätige Arzt hat das 50. Lebensjahr erreicht oder überschritten. Jeder Vierte ist 60 Jahre und älter. Im Vorjahresvergleich ist die Gesamtzahl zwar um 2,1% gestiegen, dies reicht jedoch nicht aus, um den ärztlichen Versorgungsbedarf sowohl im ambulanten wie auch im stationären Bereich aktuell und vor allem in Zukunft zu decken. Hinzukommen sinkende Arbeitsvolumina bei den nachkommenden Ärztegenerationen aufgrund der zunehmenden Bevorzugung von Teilzeitstellen und Arbeitsverkürzungen. Derzeit erfordert es 1,8 in die Versorgung einsteigende Ärzte, um einen sich zu Ruhe setzenden Arzt zu ersetzen.

Zahlen der Landesärztestatistik 2022

Laut Landesärztekammer waren im vergangenen Jahr in Summe 23.523 Ärzte in Rheinland-Pfalz registriert, wovon 19.662 einem ärztlichen Beruf in der medizinischen Versorgung nachgingen – 7.906 davon im ambulanten und 9.284 im stationären Bereich. Zur Jahrtausendwende waren es noch 13.444 berufstätige Ärzte, von denen 6.126 in der ambulanten und 5.940 in der stationären Versorgung tätig waren (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1     Registrierte Ärzte in Rheinland-Pfalz 2022 und 2000

Registrierte Ärzte in Rheinland-Pfalz 2022 und 2000

Stationäre Versorgung ähnlich betroffen wie die Niedergelassenen

Die aktuelle Statistik offenbart eine nahezu ausgeglichene Altersverteilung zwischen den jüngeren Ärzten bis 49 Jahren (9.713) und den älteren Ärzten von 50 Jahren und älter. Mit Blick auf die Altersverteilung zu Anfang des Jahrtausends wird deutlich, dass der Anteil der Jungärzte nicht parallel zu jenem der älteren Ärzte steigt. Der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre gehören aktuell 2.449 berufstätige Ärzte an. Im Vergleich zum Jahr 2000 bleibt die Anzahl der Jungärzte damit konstant (2.443), jedoch bei sinkendem Anteil der im ambulanten Bereich beschäftigten Ärzte, der von 811 im Jahr 2000 auf 564 Ärzte absinkt. Ein Trend, der sich in der darüberliegenden Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen noch verstärkt. Hier sinkt die Zahl im selben Zeitraum von 2.374 auf 1.639 und damit um nahezu ein Drittel. Die Zahl der Ärzte der oberen Altersgruppen hingegen verzeichnet einen Anstieg. Lagen im Jahr 2000 im ambulanten Bereich noch 1.990 Ärzte in der Altersgruppe zwischen 50 und 59 Jahre, waren es 2022 mit 2.454 bereits rund ein Drittel mehr. Noch deutlicher wird diese Entwicklung bei den 60- bis 65-Jährigen, deren Anteil sich mit 528 zu 1.613 verdreifachte bzw. bei den über 65-Jährigen, deren Anteil sogar um das Achtfache (164 zu 1.337) anstieg.

Auch in der stationären Versorgung ist eine ähnliche Altersverteilung zu erkennen. Zwar zeigt sich bei den jungen Klinikärzten bis 39 Jahre ein deutlicher Anstieg von 3.361 im Jahr 2000 auf 4.504 im vergangenen Jahr, jedoch ergibt sich für die Generation 50 Jahre und älter mehr als eine Verdopplung von 1.032 auf 2.820.

Auch Aufschluss über Geschlechterverteilung und Ausländeranteil

Im Hinblick auf die Geschlechterverteilung ergibt sich für Rheinland-Pfalz mit 10.425 registrierten Ärztinnen ein Frauenanteil von 44%, von denen 8.861 berufstätig sind – häufig in Teilzeit (+3,0% zum Vorjahr) und zu einem größeren Anteil in der stationären Versorgung (4.298 zu 3.481).

Die Landesärztestatistik gibt auch Aufschluss über Abwanderung von Ärzten. Im vergangenen Jahr sind 75 der zuvor in Rheinland-Pfalz registrierten Ärzte ins Ausland ausgewandert – insbesondere nach Luxemburg und in die Schweiz. Die Zahl der zugewanderten Ärzte ist in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich gestiegen, von 799 auf 3.020 landesweit beschäftigten ausländischen Ärzten und damit 12,8%. Herkunftsländer sind zum Großteil Syrien, Rumänien, Ungarn, Ägypten und die Russische Föderation.

Kommentar:

Mehr Studienplätze für Humanmedizin

Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz greift aufgrund des Missverhältnisses zwischen aus der Versorgung ausscheidenden und nachrückenden Ärzten ihre Forderung nach einer anzahlmäßigen Erhöhung der Medizinstudienplätze zum wiederholten Male auf. Um das gegenwärtige Versorgungsniveau auf einem qualitativ hochwertigen Niveau halten und die Anzahl der in den kommenden Jahren aus der zahlenmäßig starken Babyboomergeneration ausscheidende Ärzte ausgleichen zu können, wird eine Anhebung um mindestens zehn bis 15% gefordert. Ein wichtiger Teil der Lösung des Ärztemangels wird aber auch in der Entlastung der vorhandenen Ärzte zu finden sein. Diese sollten sich wieder mehr auf die tatsächliche Patientenversorgung konzentrieren sowie Dokumentations- und Verwaltungsausgaben abgeben können. Ferner sollte die ärztliche Entscheidungsfindung nicht unter wirtschaftliche Zwänge gestellt werden.

Arzt vor Ort wird nicht mehr selbstverständlich sein

Nichtsdestotrotz sollten sich Patienten an den Gedanken gewöhnen, dass künftig nicht mehr in jedem Dorf ein Arzt unmittelbar vor Ort verfügbar sein wird und längere Wege erforderlich sein werden, um einen Arzt zu erreichen. Diese Entwicklung betrifft den hausärztlichen Bereich, wird aber auch die fachärztliche Grundversorgung nicht verschonen.

Quelle: Landesärztekammer Rheinland-Pfalz – Zahl der Facharztanerkennung ist gestiegen

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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