Die Prognosen für die ambulante ärztliche Versorgung auf dem Land stehen schlecht. Trotz umfangreicher Anreize durch Förderpakete für die Niederlassung, Praxisübernahme, Stipendienprogramme und Landarztquoten etc. gestaltet sich die Suche nach einem Praxisnachfolger auf dem Land zunehmend problematisch. Aus diesem Grund wird in Zukunft kein Weg an neuen Versorgungsmodellen vorbeiführen. Mobile Arztpraxen könnten hierbei eine interessante Option bieten. Dies zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Klinikkette Fresenius Helios. So würden rund ein Drittel der Befragten ein mobiles Gesundheitsangebot in ihrer Region befürworten. Besonders aufgeschlossen zeigen sich dabei jüngere Bürger unter 35 Jahren (42%) sowie mit jeweils 38% Frauen und Bewohner von ländlichen Gebieten.
Das Trio Mobilität, Digitalisierung und Delegation hat großes Potenzial für die künftige Versorgung auf dem Land
Digitale Leistungen sowie Delegationsmodelle weisen eine perfekte Kompatibilität mit mobilen Versorgungskonzepten auf. Laut Umfrage legen jedoch noch über die Hälfte der Bundesbürger (54%) Wert auf physische Anwesenheit des Arztes. 38% sind offen für Delegationskonzepte vor Ort, sofern der Arzt bei Bedarf z.B. per Video zugeschaltet werden kann. Jüngere zeigen sich hierbei mit 50% deutlich aufgeschlossener.
Wie ist der Stand beim Angebot mobiler ambulanter Versorgungskonzepte in Deutschland?
Laut Umfrage gibt es in Deutschland bislang kaum mobile ambulante Versorgungsangebote bzw. die Bürger haben hiervon keine Kenntnis. Lediglich 1% der Befragten kennen eine mobile Arztpraxis und finden diese mehrheitlich als hilfreich. 38% der Studienteilnehmer würden einen täglichen und 16% einen wöchentlichen Stopp einer „Arztpraxis auf Rädern“ in ihrer Gemeinde/Stadt für sinnvoll halten.
Kommentar
Schließen künftig Kliniken die Lücken im ambulanten Versorgungsbereich?
Einer Pressemitteilung zufolge zeigt sich der private Krankenhauskonzern Fresenius Helios bereit, die Entwicklung mobiler ambulanter Modelle in Form von Pilotprojekten aktiv mitzugestalten. Als Grundvoraussetzung für ein flächendeckendes Angebot der „rollenden Arztpraxis“ im haus- sowie fachärztlichen Bereich sind laut Helios jedoch zunächst die gesetzlichen Rahmenbedingungen – insbesondere auch bezüglich einer kostendeckenden Vergütung – notwendig.
Stagnierende/rückläufige stationäre Fallzahlen führen zum Ausbau des ambulanten Leistungsbereichs der Krankenhäuser
Bereits seit 2017 lassen sich im stationären Bereich stagnierende bzw. rückläufige Fallzahlen beobachten. Die Pandemie hat in den vergangenen anderthalb Jahren zusätzlich zu Fallzahleinbrüchen und einem rückläufigen Leistungsgeschehen in den Krankenhäusern gesorgt. Dabei ist die Krankenhausbranche zunehmend von Wettbewerbsdruck und teilweise massiven wirtschaftlichen Problemen betroffen. Die Effizienzpotenziale im Betriebskostenbereich sind weitgehend ausgeschöpft oder werden nach den Fehlsteuerungen in Zusammenhang mit den jahrelangen Einsparungen beim Pflegepersonal durch gesetzliche Maßnahmen ausgehebelt. Aus diesen Gründen lässt sich seit Jahren ein Ausbau der ambulanten Angebote der Krankenhäuser beobachten. Noch ist dieses Angebot jedoch, aufgrund der nach wie vor bestehenden starken Trennung des ambulanten und stationären Versorgungsangebots in Deutschland, sehr limitiert. Ambulante Versorgungsangebote von Kliniken beschränken sich deshalb im Wesentlichen auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ), ambulante Operationen oder die ambulante spezialfachärztliche Versorgung. Insbesondere die Klinik-MVZ könnten eine Grundlage für mobile Versorgungsangebote bilden. Allein Helios verfügt eigenen Angaben zufolge über ein Netz aus rund 130 MVZ mit knapp 1.000 ambulant tätigen Ärzten.
Quelle: Helios – Deutsch sind aufgeschlossen für Arztpraxis auf Rädern