Angehörige bringen 49 Wochenstunden für die Pflege zu Hause auf

Angehörige bringen 49 Wochenstunden für die Pflege zu Hause auf

In Deutschland werden über 80% der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, wobei insbesondere die Angehörigen einen sehr großen Umfang der Pflege übernehmen. Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hat untersucht, wie pflegende Angehörige ihren beruflichen Alltag, die Pflegeverantwortung und den damit verbundenen Zeitaufwand erleben. Dazu wurden rund 1.000 Hauptpflegepersonen im August und September 2023 befragt.

Hier einige zentrale Ergebnisse:

  • Pflegende Angehörige wendeten in 2023 im Durchschnitt 49 Stunden pro Woche für Pflegeleistungen (z.B. Körperpflege oder Ernährungsunterstützung) auf. 2019 gaben die Responder noch 43 Wochenstunden an.
  • Gleichzeitig hat die zeitlich intensive Einbindung erhebliche Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit der pflegenden Angehörigen: Nur 46% der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter arbeiteten in Vollzeit. Rund die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten hat ihre Arbeitszeit aufgrund der Pflegeverpflichtungen reduziert, und 28% haben ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgegeben.

 

Kommentar:

Die Studie zeigt, wie herausfordernd es für pflegende Angehörige ist, die hohen zeitlichen Pflegeaufwendungen mit dem privaten und beruflichen Alltag in Einklang zu bringen. Damit geht auch häufig eine mentale und körperliche Belastung einher.

So zeigte sich bei knapp 26% der Befragten eine hohe Belastung auf der Häuslichen Pflege-Skala (HPS). Letztere dient als Maß zur Ermittlung der physischen, psychischen Belastung sowie der Lebenszufriedenheit.

Obwohl den Befragten die meisten externen Unterstützungsangebote bekannt sind, werden diese kaum genutzt. Nur 3% der pflegenden Angehörigen haben beispielsweise eine teilweise oder vollständige Freistellung für sechs Monate beantragt. Trotz des bestehenden Bedarfs an Unterstützung zögern viele, professionelle Pflegedienste in Anspruch zu nehmen. Die Hauptursache hierfür ist laut Umfrage die ablehnende Haltung der Pflegebedürftigen gegenüber einer Versorgung durch Fremde. Weniger bedeutend sind dabei fehlende lokale Angebote und finanzielle Gründe.

Quelle: WIdO – WIdOmonitor: Pflegende Angehörige wenden im Schnitt 49 Stunden pro Woche für häusliche Pflege auf – mit Folgen für die Erwerbsarbeit

Stefanie Gorr
Autor Stefanie Gorr
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