In keiner der befragten Berufsgruppen hat sich im dritten Quartal die Stimmung so stark verschlechtert wie bei den Apotheken, insbesondere die Zukunftsaussichten sind getrübt und sind auch wesentlich schlechter als entsprechende Konjunkturprognosen für die Gesamtwirtschaft.
Aktuelle wirtschaftliche Lage der Apotheker
Die aktuelle Wirtschaftslage schätzen 48,6% der Apotheker mit befriedigend ein, 36,5% als schlecht. Lediglich 14,9% bewerten die aktuelle Situation als gut.
Wirtschaftliche Erwartung der Apotheker für die kommenden sechs Monate
Beim Apothekenklima-Index 2022 haben 83,8% der selbstständigen Apotheker angegeben, sie gehen von einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten sechs Monaten aus, das sind mehr als vier Fünftel aller Befragten. Zum Vergleich, im Vorjahr lag der Wert bei 69,4%.
Das größte Problem in diesem Bereich sind Personal- und Nachwuchssorgen, 77,8% geben dies als Hauptgrund an. Aktuell suchen sieben von zehn Apotheken, das sind 71,2%, dringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal.
Nachhaltigkeit auch für Apotheken immer wichtiger
Schwerpunktthema bei dem aktuellen Apothekenklima-Index war das Themenfeld Nachhaltigkeit, das auch für Apotheken zusehends an Bedeutung gewinnt. Bei 88,6% ist es bereits in Kundengesprächen präsent. Ein Drittel der Apotheken möchte in Zukunft bei Botendiensten vermehrt auf Elektromobilität setzen. Mit dem neu eingeführten E-Rezept steht ebenfalls das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Drei von vier Apotheken möchten in den nächsten zwei bis drei Jahren bewusster mit Ressourcen umgehen, dabei wird vor allem auf Energieeinsparungen und Abfallvermeidung gesetzt.
Kommentar:
Hintergrund für die sehr schlechte Einschätzung der künftigen Entwicklung dürfte u.a. das Finanzstabilisierungsgesetz sein, das der Bundesrat am 28.10.2022 abschließend gebilligt hat. Trotz entsprechender Kritik an dem seit Sommer vorliegenden Gesetzesentwurf, kam es für Apotheken zu keinen Anpassungen, d.h. diese müssen in den kommenden zwei Jahren ab 2023 einen erhöhten Kassenabschlag (2 Euro statt bislang 1,77 Euro) leisten, bei gleichzeitig massiv verschlechterter Kostensituation.
Aufgrund eines voraussichtlichen GKV-Defizits in Höhe von 17 Mrd. Euro für das kommende Jahr ist das entsprechende Sparprogramm vom Gesetzgeber initiiert worden.
Siehe auch News vom 31.8.2022, 18.7.2022 sowie vom 1.6.2022
Quellen: