Apothekenplattformen: Bedeutung und was sich dahinter verbirgt

Apothekenplattformen: Bedeutung und was sich dahinter verbirgt

Eine ‚relativ‘ neue Entwicklung im Kontext des Apothekenmarktes sind die sogenannten Apothekenplattformen: Im Herbst kündigte Amazon an, mit ‚Amazon Pharmacy‘ einen eigenen Apothekendienst in den USA aufbauen zu wollen. Hierzulande genehmigte das Kartellamt vor Weihnachten den beiden verantwortlichen Playern, dem Pharmagroßhändler Phoenix sowie dem Apothekenabrechner Noventi, die Gründung einer digitalen Gesundheitsplattform und im Dezember 2020 ging mit DocMorris+ die Marktplatzplattform des im deutschsprachigen Raum bedeutendsten Medikamentenversandhändlers an den Start.

Apps zur Vorbestellung von Medikamenten sind oft (nur) ein Angebot, die in Richtung digitale Plattformen abzielen. Hinter den Plattformen wie z.B. „Pro Apotheke vor Ort“ (Pro AvO)/apora, „IhreApotheken.de“ (Zukunftspakt Apotheke) oder „Deine Apotheke“ stehen u.a. Pharmagroßhändler, an deren Kooperationsmodellen sich Vor-Ort-Apotheken häufig beteiligen. Zusammen mit weiteren Akteuren wie Online-Informationsdienste, IT-Dienstleister, Verlage, Lagersystemanbieter etc. wollen die Großhändler vernetzte Angebote ermöglichen und für künftige Digitalservices gerüstet sein (z.B. E-Rezept).

Ein attraktiveres Angebot über alle Versorgungskanäle basiert dabei auf der Kombination mit den Kernkompetenzen der Vor-Ort-Apotheker (lokale Verfügbarkeit, Nähe zum Kunden, persönliche Beratung, Belieferung über deren Boten etc.). Patienten haben auf einer einheitlichen Benutzeroberfläche dann etwa die freie Auswahl, Medikamente gesendet zu bekommen, sie in der Vor-Ort-Apotheke ihrer Wahl zu bestellen oder diese von einem Boten bringen zu lassen – mit transparenten Preisen und der Wahl zwischen Online- und Vor-Ort-Beratung. 40% der Präsenzapotheken sehen die Relevanz solcher Onlineservices (siehe Abbildung), zumal ihnen selbst häufig die digitale Infrastruktur bzw. das erforderliche Kapital für entsprechende Reichweiten fehlen und sie auf die digitalen Services wie Online-Bestellungen und -Bezahlung der Plattformanbieter zurückgreifen können.

Die Tatsache, dass auch DocMorris und die SHOP APOTHEKE entsprechende Plattformen anbieten werden, zeigt die Bedeutung dieser Konzepte in der Branche. Ähnlich wie in anderen Branchen auch gehen Experten zudem davon aus, dass nach der zunächst startenden digitalen Öffnung im Markt langfristig nur wenige, evtl. nur zwei Plattformen Bestand haben werden.

Ob die Präsenzapotheker jedoch bereit sein werden, mit dem ‚Enfant terrible‘ der Branche zu kooperieren, wird sich noch zeigen müssen. DocMorris will mit seiner Variante eben auch die Vor-Ort-Apotheker einbinden und hatte damals angekündigt, dafür sogar auf die Rx-Boni zu verzichten, die der Grund für den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen der EU und Deutschland waren. Bereits heute kooperiert DocMorris mit Haus- und Fachärzten im Rahmen von E-Rezept-Modellprojekten.

Quellen:

 

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