Apothekensterben beschleunigt sich

Apothekensterben beschleunigt sich

Im ersten Halbjahr 2024 sank die Zahl der Apotheken in Deutschland um 283 auf einen neuen Tiefstand von 17.288, was einem Rückgang von 1,6% seit Jahresbeginn entspricht. Dies teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA) mit. Sowohl Haupt- und Einzelapotheken (-234) als auch Filialen (-49) verzeichneten sinkende Zahlen. Der Rückgang beschleunigte sich im Vergleich zu den Vorjahren: Im ersten Halbjahr 2023 hatte die Anzahl der Apotheken um 238 und im ersten Halbjahr 2022 um 205 abgenommen.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) versorgte Ende 2023 eine Apotheke durchschnittlich 4.819 Menschen. Zehn Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei durchschnittlich 3.909 Einwohnern pro Apotheke.

Die Anzahl der Einwohner, die von einer Apotheke versorgt werden, variiert je nach Bundesland. Besonders in den Stadtstaaten Bremen (5.321), Berlin (5.290) und Hamburg (5.177) war die Zahl Ende 2023 überdurchschnittlich hoch. Im Saarland hingegen versorgte eine Apotheke im Durchschnitt nur 3.781 Einwohner. In Sachsen-Anhalt und in Thüringen war die Versorgungssituation mit 3.894 bzw. 4.288 Einwohnern je Apotheke bundesweit am besten (vgl. Abb.).

Einwohner pro Apotheke 2023

Einwohner pro Apotheke 2023

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2024

Eine Apothekengründung wird für den pharmazeutischen Nachwuchs zunehmend unattraktiver, was sich in nur 24 Neugründungen im ersten Halbjahr 2024 niederschlägt. Das Apothekenhonorar wurde zuletzt 2013 um 3% erhöht, während die Inflation seitdem um knapp 30% und die Betriebskosten um rund 60% gestiegen sind.

Frauen dominieren Beschäftigungsstruktur in Apotheken

Laut Mikrozensus arbeiteten 2023 etwa 214.000 Menschen in deutschen Apotheken, wobei 82,2% davon Frauen waren. Apotheker stellten 27,9% der Beschäftigten, während pharmazeutisch-technische Assistenten 31,5% ausmachten. Verkäufer, wie pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, machten 16,8% der Belegschaft aus und Fahrer 6,4%.

Deutliches Umsatzplus bei den Apotheken

Der Umsatz von Apotheken stieg von 2013 bis 2023 real um 34,0% und übertraf damit deutlich den Zuwachs des stationären Einzelhandels, der im gleichen Zeitraum um 9,1% zunahm. Besonders in den Jahren 2020 und 2021, die von der Corona-Pandemie geprägt waren, erzielten Apotheken hohe Umsatzsteigerungen von 7,0% bzw. 7,8% im Vergleich zum Vorjahr. Anders als viele Einzelhandelsgeschäfte mussten Apotheken während der Pandemie nicht schließen. Nach den hohen Umsatzsteigerungen der Vorjahre verzeichneten Apotheken jedoch 2023 einen Rückgang von 3,0% im Vergleich zum Vorjahr.

 

Kommentar:

Bei sinkenden Apothekenzahlen haben die verbleibenden Apotheken immer mehr Kunden zu versorgen und die Arbeitsbelastung nimmt zu. Zur Entlastung der Apotheken ist vor kurzem die Telepharmazie-Anwendung gestartet. Ab sofort können Kunden bei den teilnehmenden Apotheken eine Beratung per Video über das Smartphone wahrnehmen. Die Anwendung der Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (GEDISA) und ihrer Tochter APOMONDO bietet Apotheken die Möglichkeit, eine Reihe von Beratungs- und Dienstleistungen ihren Kunden rein digital über „mein-apothekenportal.de“ zur Verfügung zu stellen. Somit kann der Service der Apotheke auch von Kunden mit eingeschränkter Mobilität genutzt werden. Kunden melden sich auf der obigen Internetseite an, wählen unter den teilnehmenden Apotheken aus und buchen einen Onlinetermin. Jedoch setzt die Nutzung des Systems ein persönliches Erstgespräch in der Apotheke vor Ort voraus. So können dringende Fragen schnell und unkompliziert geklärt und Beratungsgespräche leichter in den oft hektischen Apothekenalltag integriert werden. Alle persönlichen Daten werden DSGVO-konform behandelt und ausschließlich auf deutschen Servern gespeichert, sodass sie dem strengen deutschen Datenschutzrecht unterliegen. Ziel ist es, langfristig das Personal in Apotheken zu entlasten.

Siehe auch News vom 7.2.2024

Quellen:

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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