Apothekenversorgung auch weiterhin rückläufig

Apothekenversorgung auch weiterhin rückläufig

Noch sind die magischen 18.000 nicht unterschritten, jedoch gibt es mit 18.070 Apotheken am Jahresende 2022 im Bundesgebiet einen Negativ’rekord‘ zu verzeichnen. Das sind 391 weniger als im Vorjahr (-2,2%). Den Höchststand an Apotheken gab es Ende 2008 mit über 21.000 Betriebsstätten zu verzeichnen. Besonders stark ausgeprägt ist der Rückgang in Bremen mit minus 3,6% im Vergleich zum Vorjahr bzw. im Langfristvergleich (minus 22% im Vergleich zu 2008!) und dem Saarland mit minus 3,2%. Auch dort gibt es mittlerweile ein Fünftel weniger Apotheken als in 2008. In den neuen Bundesländern hingegen ist der Rückgang sowohl im Vorjahresvergleich (-1,6%) als auch in der Langfristbetrachtung (-7,6%) geringer ausgeprägt. Dass im Westen mehr Apotheken schließen, dürfte neben dem Fachkräftemangel bzw. dem Fehlen von übernahmewilligen ApothekerInnen insbesondere der (anderen) Altersstruktur der Apothekeninhaber geschuldet sein.

2022 versorgt eine Apotheke 1.000 Einwohner mehr als 2008!

Jedoch war die Ausgangssituation in den östlichen Bundesländern auch eine andere, da der Versorgungsgrad ‚schlechter‘ war – d.h. 2008 hat dort eine Apotheke mehr als 4.100 Einwohner versorgt, während der entsprechende Vergleichswert im Westen bei 3.700 lag. Mittlerweile hat sich die Situation umgekehrt, d.h. im Westen kommen mehr Einwohner auf eine Apotheke: Über 4.700 Einwohner sind es im Vergleich zu 4.300 im Osten. Das heißt, dass eine durchschnittliche Apotheke in Westdeutschland im Moment 1.000 Einwohner mehr versorgt als im Jahr 2008!

Neben der Versorgung spielt auch die Nachfrage bzw. die ‚Zahl der Verordnungen‘ eine wichtige Rolle zur Erklärung regionaler Unterschiede: Generell ist der Arzneimittelverbrauch in den östlichen Bundesländern höher, d.h. dort erzielen die Apotheken auch höhere Verordnungsumsätze und -anteile mit den GKVen. Bezogen auf die Bundesländer verzeichnet z.B. der Barmer Arzneimittelreport 2021 Arzneimittelausgaben je Versicherten zwischen 830 Euro in Sachsen-Anhalt und 516 Euro in Bremen.

Regionale Versorgungsdichte: Anzahl der EW je Apotheke (2022)

Quelle: Zahlen ABDA und Statistisches Bundesamt; Berechnungen REBMANN RESEARCH

 

Kommentar:

In ihren Worst-Case-Szenarien gehen Branchenvertreter davon aus, dass die Zahl der Apotheken in den nächsten 10 Jahren auf einen Wert von unter 15.000 sinken könnte. Hierzulande kommen etwa 21 Apotheken auf 100.000 Einwohner (2008 waren es 26), was unterhalb des europäischen Durchschnitts (32) liegt. Wenn Apotheken ihre Pforten schließen, liegt das meist daran, dass keine Nachfolger gefunden werden bzw. die jungen approbierten ApothekerInnen oft eine Anstellung in der Industrie (ohne Nacht- und Wochenenddienste etc.) und/oder an anderen Standorten präferieren. Aber auch der finanzielle Ausblick ist bei manchen Apotheken wenig attraktiv:

Bei den kleineren Apotheken blieben häufig kalkulatorische Kosten (wie Unternehmerlohn, Eigenkapitalverzinsung und gegebenenfalls Miete, wenn die Apotheke in der eigenen Immobilie untergebracht ist) zum Teil unberücksichtigt. Ein höherer Personalbedarf wird oft vom Inhaber selbst abgefedert und auch das macht sich nicht direkt in den Zahlen bemerkbar. Der Arbeitseinsatz der Eigentümer bzw. Apotheker ist sehr hoch. 50 bis 60 Arbeitsstunden je Woche sind normal. Branchenanalysten gehen davon aus, dass unter Berücksichtigung dieser Aspekte viele dieser Apotheken sogar rote Zahlen schreiben würden. Für viele dieser kleinen, weniger rentablen Apotheken ist es somit zusehends schwieriger, einen Nachfolger zu finden und einen guten Kaufpreis zu erzielen. Demgegenüber stehen jedoch größere Marktteilnehmer an guten Standorten oder Apothekenverbünde, für die sehr hohe Kaufpreise erzielt werden und deren Anteil im Übernahmemarkt stetig zunimmt. Die Kaufpreise korrelieren zudem positiv mit der Größe des direkten Einzugsgebiets (Gemeindegröße).

Siehe News vom 10.1.2022

Quellen:

Petra Seisl
Autor Dr. Petra Seisl
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