Nach dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020 hat sich die Zahl der ambulanten Operationen schnell erholt, wobei das Umsatzvolumen des Jahres 2019 bereits 2021 wieder übertroffen wurde. 2022 lagen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für ambulantes Operieren in Krankenhäusern und Praxen bundesweit bei mehr als 2,79 Mrd. Euro, was einem Plus von rund 2,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mit einem Anteil von fast 76% an den Gesamtausgaben für ambulantes Operieren sind niedergelassene Operateure in diesem Leistungsbereich deutlich aktiver als Krankenhäuser; wenngleich sie im Vergleich zum Vorjahr (knapp 78%) einen leicht rückläufigen Marktanteil zeigen. Der nähere Blick auf die verschiedenen Fachgruppen in Atlas Medicus® zeigt, dass sich das ambulante Operieren aus wirtschaftlicher Sicht für die meisten Niedergelassenen lohnt. Dies gilt in besonderem Maße für die Augenärzte. So profitieren operativ tätige Vertreter der Fachgruppe in der Durchschnittsbetrachtung von einem Gewinn, der beim 2,30-fachen (Ostdeutschland) bzw. sogar dem 2,38-fachen (Westdeutschland) ihrer Kollegen mit rein konservativer Ausrichtung liegt.
Kommentar:
Es bleibt abzuwarten, wie sich der zum 1.1.2023 in Kraft getretene novellierte AOP-Katalog auf die Gewinne der operativ tätigen Fachgruppen im laufenden Jahr auswirken wird. An Kritik an den Neuregelungen mangelt es nicht. So forderten z.B. Vertreter der HNO-Ärzte sowie der Gastroenterologen Nachbesserungen u.a. aufgrund nicht kostendeckender Vergütungen einiger Leistungen (z.B. im Bereich der Endoskopien oder bei Operationen der Rachen- und Gaumenmandeln bei Kindern) oder fehlender Leistungskomponenten für aus medizinischer Sicht unverzichtbare Nachbeobachtungen bei komplexeren Eingriffen. Die ambulanten Operateure befürchten deshalb lange Wartelisten, Qualitäts- und Sicherheitsprobleme für die Patienten sowie haftungsrechtliche Probleme.
Insgesamt dürfte sich das Angebot ambulanter Operationen auch in Zukunft bezahlt machen. Dabei ist jedoch damit zu rechnen, dass der Wettbewerb mit den Krankenhäusern deutlich anziehen wird. Angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme vieler Kliniken – u.a. aufgrund stagnierender stationärer Fallzahlen – fällt für viele Krankenhäuser die „Ambulantisierung“ unter die wichtigsten strategischen Ausrichtungen. Arztpraxen, die eine operative Ausrichtung in Betracht ziehen, sollten neben einer Analyse der Konkurrenzsituation auch berücksichtigen, dass das operative Angebot mit größeren Investitionen sowie organisatorischen Änderungen verbunden sein kann. Ärzte, die eine entsprechende Spezialisierung planen, sollten deshalb eine detaillierte Kalkulation der zu erwartenden Kosten (unter Berücksichtigung der erforderlichen Investitionen in Geräte, Raumausstattung, zusätzliche Personalausstattung, Material, Strom etc.) sowie der voraussichtlich erzielbaren Umsatzerlöse (jeweils getrennt nach PKV und GKV) durchführen.
Quellen: