Baden-Württemberg: Haus-/Facharztverträge entwickeln sich weiter positiv

Baden-Württemberg: Haus-/Facharztverträge entwickeln sich weiter positiv

Die Anzahl der eingeschriebenen Ärzte in die Haus- und Facharztverträge der AOK Baden-Württemberg (seit 2013 hat sich auch die Bosch BKK den Facharztverträgen angeschlossen) ist 2022 erneut um 0,8% gestiegen auf insgesamt 8.577 Ärzte. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Versicherungen. Zurückzuführen auf altersbedingte Effekte ist in diesem Jahr erstmals eine rückläufige Teilnehmerzahl bei den Hausärzten zu verzeichnen (-21). Die in Höhe von 47 steigende Anzahl von angestellten Ärzten bestätigt jedoch die wachsende Entwicklung insgesamt. Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der eingeschriebenen Versicherten auf zusammengenommen 2,62 Mio. Dementsprechend kann mit insgesamt 725 Mio. Euro eine Steigerung des Honorars für erbrachte Leistungen verzeichnet werden (siehe Tabelle).

Arzt-, Versicherten- und Honorarzahlen zu den Haus- und Facharztverträgen

Hausarztverträge
(inkl. Kinderärzte)
Facharztverträge
(inkl. Psychotherapeuten)
Gesamt
Teilnehmende Ärzte5.416*3.1618.577 (+0,7%)
Versichertenzahl1,78 Mio. (+1,1%)835.000 (+2,6%)2,62 Mio. (+0,8%)
Honorar für erbrachte Leistungen547 Mio. € (+1,9%)178 Mio. € (+2,5%)725 Mio. € (+2,4%)

* Einschließlich mehr als 1.400 Ärzte in Anstellung

Erfolgsmodell soll auch künftig fortgesetzt werden

Nicht nur die Teilnehmerzahlen bei Patienten und Ärzten zeigen die Akzeptanz des Versorgungskonzepts, auch Erhebungen zur Patientenzufriedenheit bescheinigen Quoten von 90 bis 95%. Der am häufigsten genannte Grund zur Teilnahme besteht in der Erwartung einer koordinierten Versorgung auf einem qualitativ hohen Niveau – Gründe, die auch die teilnehmenden Krankenversicherungen weiterhin vom Konzept überzeugen. Erfahrungen verdeutlichen zudem, dass die an der hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmenden Praxen deutliche Vorteile bei der Nachfolgersuche aufweisen. Zum Anlass des in diesem Jahr 15-jährigen Bestehens der Haus- und Facharztverträge wurde eine wissenschaftliche Evaluation angestoßen, deren Langzeitergebnisse von den Vertragspartnern zur Mitte des Monats erwartet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Demografischer Wandel macht auch vor der HZV nicht Halt

Eine abnehmende Anzahl hausärztlicher Niederlassungen bei zunehmender Krankheitslast führt zur Notwendigkeit strategischer Anpassungen. Maßnahmen, die damit in Zusammenhang stehen können sein:

  • Optionen zur Delegation auszuschöpfen.
  • Die interprofessionelle Versorgung auszuweiten.
  • Die Verbreitung der HZV zu erweitern.

Mithilfe dieser Entwicklungen besteht für eine Vielzahl der HZV-Praxen die Möglichkeit, ein breiteres Leistungsspektrum zu erfüllen, die Attraktivität für Mitarbeiter zu erhöhen und eine größere Patientenanzahl zu versorgen.

Kommentar:

Auch der MEDIVERBUND Baden-Württemberg zeigt sich in Anbetracht der finanziellen Situation der Krankenkassen mit den aktuellen Wachstumsraten zufrieden. In der Zwischenzeit konnten mithilfe der mittlerweile acht Facharztverträge in 13 Fachgruppen die positiven Versorgungseffekte auch auf der fachärztlichen Seite bestätigt werden. Nach wie vor an der Umsetzung des HZV-Modells kritisiert werden jedoch die bestehenden Regelungen zur Umverteilung in der gesetzlichen Krankenkasse. Die sogenannte Regionalkomponente verursacht Verluste bei den zuvor durch effiziente Strukturen erwirtschafteten Mehreinnahmen, die in der Folge bei Investitionen in die hiesige Versorgungsentwicklung fehlen. Das qualitäts- und effizienzstiftende Engagement von Regionen wie Baden-Württemberg wird damit aus finanziellem Blickwinkel bestraft. Selektivverträge ermöglichen ferner eine schnelle regionale Anpassungsfähigkeit, die zu einer qualitativ hochwertigeren und wirtschaftlicheren ambulanten Versorgung beitragen. Die Verantwortlichen appellieren an den Gesetzgeber, zuverlässige Rahmenbedingungen für derartig innovative Strukturen zu schaffen und das bestehende Abschöpfen von Effizienzgewinnen zu unterbinden. Dann habe das Modell auch weitere Aussichten auf Entwicklung über die Grenzen des Bundeslandes hinweg.

Quelle: MEDIVERBUND – Ambulante Versorgung der AOK-Baden-Württemberg: 725 Millionen Euro fließen 2022 in die Haus- und Facharztverträge

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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