Auswertung individueller Mundgesundheits- und Therapieverläufe
Der Zahnreport beleuchtet regelmäßig Inanspruchnahme und Ausgaben von gesetzlich Versicherten nach zahnärztlichen Leistungsbereichen. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit individuellen Mundgesundheits- und Therapieverläufen in der Langzeitbetrachtung. Dafür wurden Daten zu Inanspruchnahme und Ausgaben (ohne Eigenanteile der Versicherten) vor allem bei Füllungs- und Zahnersatztherapien vom Zeitraum 2012 bis 2021 ausgewertet. Ausgewertet wurden die Daten nach drei Alterskohorten: 25 bis 34 Jahre, 45 bis 54 Jahre und 65 bis 74 Jahre.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Füllungen sind die bedeutendste Therapieform der vertragszahnärztlichen Versorgung und recht gleichmäßig verteilt über eine große Lebensspanne.
- Die Ausgaben für Zahnersatz steigen hingegen mit dem Alter der Patienten.
- Zahnersatzleistungen erhielten innerhalb des zehnjährigen Betrachtungszeitraums 60% der Versicherten der mittleren und 75% der hohen Alterskohorte.
- Die Ausgaben für Parodontitistherapien waren im Jahr 2021 noch „erstaunlich gering“.
- Trotz der insgesamt verbesserten Mundgesundheit weist eine kleine Gruppe von Patienten einen besonders hohen Therapiebedarf auf. Über alle drei Altersgruppen betrachtet erhielten die 10% der Patientinnen mit dem höchsten Therapiebedarf im Bereich Zahnfüllungen im 10-Jahres-Zeitraum im Durchschnitt insgesamt 18 Füllungen. Andererseits haben je nach Alterskohorte zwischen 20 und 27% der Versicherten ein füllungsfreies Gebiss.
- Signifikante Unterschiede zwischen den Ost- und West-Bundesländern bei der Inanspruchnahme von Füllungstherapien (siehe Abbildung 1) bzw. zwischen Nord- und Südbundesländern bei den Ausgaben für Festzuschüsse je Person für Zahnersatz (siehe Abbildung 2).
Abbildung 1: Anzahl Füllungen pro Person
Abbildung 2: Ausgaben für Festzuschüsse bei Zahnersatz je Person
Kommentar:
Insgesamt weiter verbesserte Mundgesundheit
Die Häufigkeit der Inanspruchnahme von Therapieleistungen lässt Rückschlüsse auf die Krankheitslast zu. Die im Rahmen des BARMER Zahnreports 2023 ausgewerteten Daten deuten auf eine insgesamt weiter verbesserte Mundgesundheit der Bevölkerung Deutschlands. Patienten weisen weniger Gebissschäden auf und benötigen seltener viel Zahnersatz.
Die Betrachtung der Randgruppen der Viel- und Wenig-Inanspruchnehmer liefert dabei interessante Erkenntnisse, die reine Durchschnittszahlen nicht bieten können. Um die Mundgesundheit weiter zu verbessern, sollte sich eine präventionsorientierte zahnmedizinische Versorgung speziell auch auf die Gruppe der Patienten fokussieren, die einen hohen Therapiebedarf haben. Dem entgegen steht aktuell die Rückkehr zur strikten Budgetierung zahnärztlicher Leistungen (siehe auch unsere News vom 9.6.2023).
Quelle: bifg. – BARMER Zahnreport 2023