Bewertung der wirtschaftlichen Lage von Apotheken

Bewertung der wirtschaftlichen Lage von Apotheken

Von der Stiftung Gesundheit wird regelmäßig der Medizinklimaindex (MKI) erhoben. Dieser enthält Auskünfte von niedergelassenen Ärzten, Zahnärzten und Psychologischen Psychotherapeuten in Deutschland zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und deren Entwicklung.

Für das erste Quartal 2022 wurden erstmals auch Apotheken und nichtärztliche Heilberufe (Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Hebammen und Geburtshelfer, Logopäden und Ergotherapeuten) befragt. Es ergeben sich folgende Ergebnisse:

Einschätzung der wirtschaftlichen Lage

Über ein Viertel der Apotheken bewertet ihre wirtschaftliche Lage im ersten Quartal 2022 als gut und über die Hälfte als befriedigend. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den nichtärztlichen Heilberufen ab. Die Heilpraktiker schätzen ihre wirtschaftliche Lage von den hier betrachteten Fachgruppen am besten (37,6%), die Hebammen und Geburtshelfer am schlechtesten (26,0%) ein (siehe Grafik).

Einschätzung der wirtschaftlichen Lage

Einschätzung der wirtschaftlichen Erwartung

In diesem Punkt erwarten über die Hälfte der befragten Apotheken eine eher ungünstigere, der Rest eine etwa gleichbleibende wirtschaftliche Lage. Eine verbesserte Aussicht prognostiziert keine der befragten Apotheken.

 

Unser Kommentar:

Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Apotheken coronabedingt im vergangenen Jahr stark profitiert haben – die Durchführung der Bürgertests, die Maskenausgabe, die Ausstellungen von COVID-Zertifikaten, die Durchführung von Impfungen etc. sicherte den Offizinen ein deutliches Umsatzplus. Gemäß Auswertungen des Statistischen Bundesamtes verzeichneten sie gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 in 2021 einen Erlöszuwachs von über 15%. Der DAV (Deutscher Apothekerverband) meldet für 2021 eine Steigerung der ‚normalen‘ Apothekenumsätze auf 60 Mrd. Euro (plus 6%). Hinzu kommen weitere 2,5 Mrd. Euro aufgrund der o.g. Corona-Sondereffekte. Der Durchschnittsumsatz je Apotheke erhöhte sich entsprechend um 11% (auf 3,1 Mio. Euro), das durchschnittliche Betriebsergebnis sogar um 27% (211.000 Euro). Entsprechend düster hingegen – so der DAV – sehen die Perspektiven für 2022 und die folgenden Jahre aus. Für 2022 wird ein Gewinnrückgang von durchschnittlich 70.000 Euro aufgrund des Wegfalls der Sondereffekte prognostiziert. Es verwundert daher nicht, wenn die Apotheken die wirtschaftliche Entwicklung eher negativ einstufen.

Bestätigung erfährt die Einschätzung auch durch andere Branchenindikatoren: Zum Beispiel bewegt sich das monatlich erhobene APOkix-Stimmungsbarometer (unter ca. 200 ApothekeninhaberInnen) des IFH Köln im April 2022 im Sinkflug (sowohl hinsichtlich der aktuellen geschäftlichen Lage als auch hinsichtlich der künftigen Entwicklung). Der von der ABDA einmal jährlich erstellte ‚Apothekenklima-Index‘ wurde zuletzt im Herbst 2021 veröffentlicht (auf Basis der Umfrage unter ca. 500 ApothekeninhaberInnen im Sommer).

Quellen:

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