Bremen: Schlechte Termintreue bei Terminservicestellen-Terminen

Bremen: Schlechte Termintreue bei Terminservicestellen-Terminen

Als Servicestellen für ambulante Versorgung und Notfälle vermitteln die Terminservicestellen/TSS Patienten in Akutfällen an eine geöffnete Arztpraxis, eine Bereitschaftsdienstpraxis, eine Notfallambulanz oder leiten den Anrufer an die Notrufzentrale (112) weiter. Ferner vermitteln sie Termine bei Vertragsärzten und psychologischen Psychotherapeuten.

Während die Patienten den neuen Service anfangs nur zögerlich nutzten (vgl. News vom 19.7.2019), sorgen zunehmende Wartezeiten auf einen Arzttermin für eine höhere Inanspruchnahme. Doch offenbar nehmen viele Patienten in Bremen die vermittelten Termine nicht wahr – und dies ohne vorherige Absage. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der Abrechnungsdaten und der Vermittlungsdaten der Terminservicestelle der KV Bremen (TSS) durch die Kassenärztliche Vereinigung Bremen hervor.

Rund 21% der vermittelten Termine nicht wahrgenommen

Die Untersuchung, die sich auf insgesamt 16.532 über die TSS vermittelte Termine vom ersten Quartal 2021 bis zum zweiten Quartal 2022 bezog, ergab über alle Fachgruppen hinweg No-Show-Raten zwischen 19 und 22%. Betroffen waren laut KV Bremen in besonderem Maße hausärztliche Internisten (44%), Allgemeinärzte/Praktische Ärzte (36%), Gynäkologen (32%) und Augenärzte (26%) und somit jene Fachrichtungen, für die keine Überweisung erforderlich ist (vgl. Tab.).

Tab. No-Shows bei TSS-Terminen in Bremen Q1 2021 – Q2 2022*

No-Shows bei TSS-Terminen in Bremen Q1 2021 - Q2 2022*

FachgruppeNo-Show-QuoteAnzahl vermittelter Termine
Augenärzte

26%

293

Gynäkologen

32%

540

Dermatologen

20%

813

Hausärztliche Internisten

44%

486

Internist/Kardiologe

14%

595

Internist/Pneumologe

14%

401

Internist/Gastroenterologe

26%

628

Internist/Rheumaloge

5%

241

MVZ, V.ü. BAG

21%

1.905

FÄ f. Neurologie u. Psychiatrie (bis 30% PT)

16%

1.050

FÄ f. Psychiatrie und Psychotherapie (bis 30% PT)

15%

357

FÄ. f. Psychotherapeutische Medizin

20%

202

Neurologen

18%

1.049

Ärztliche Psychotherapeuten

21%

557

Radiologen mit CT/MRT

18%

615

Psychol. Psychotherapeuten/Verhaltenstherapie

18%

3.065

Psychol. Psychotherapeuten/tiefenpsy. Fund. u./o. analyt.

21%

2.434

Praktische-/Allgemeinärzte

36%

520

Gesamt

21%

16.532

* Fachgruppen mit weniger als 200 vermittelten Terminen ohne Berücksichtigung

Die KV Bremen verweist auf die negativen Auswirkungen dieses Trends in Form von Kosten, Störungen des Betriebsablaufs bei den Arztpraxen und insbesondere den sich hierdurch ergebenden längeren Wartezeiten für andere Patienten. Sie fordert deshalb eine No-Show-Gebühr für jene Patienten, die ohne triftigen Grund ohne Absage ihren Termin verfallen lassen. Diese soll über die Krankenkasse an die Praxis entrichtet werden.

 

Kommentar:

Es ist aus vielen Gründen ärgerlich, wenn Patienten ohne vorherige Absage nicht zu ihrem Arzttermin erscheinen. Ob jedoch die geforderte Gebühr, die über die Krankenkasse einzutreiben wäre, der richtige Weg ist, bleibt zu bezweifeln. Der hierdurch entstehende zusätzliche administrative Aufwand wäre vermutlich höher als die Kosten der No-Shows. Hilfe könnten eventuell sog. Recall-Systeme bieten. Denn es ist davon auszugehen, dass gerade bei längeren Wartezeiten auf einen Termin auch „reguläre“, nicht über die TSS vergebene Termine unbeabsichtigt in Vergessenheit geraten. Unterstützung können dabei digitale Recall-Systeme bieten, die in vielen Onlineterminbuchungssystemen oder in der Praxissoftware bereits enthalten sind. Voraussetzung hierfür ist jedoch die vorige Einwilligung des Patienten.

Quelle: KVHB: Das Magazin der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, Landesrundschreiben Nr. 4, 6.6.2023

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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