Bürokratieindex: mehr Aufwand bei eAU

Bürokratieindex: mehr Aufwand bei eAU

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) erhöht in vertragsärztlichen Praxen den Bürokratieaufwand um 1,25 Mio. Stunden pro Jahr. Das geht aus dem neuen Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung (BIX) hervor.

eAU verfehlt bislang Ziel

Ursprünglich wurde die neue eAU mit dem Ziel eingeführt, Praxen zu entlasten. Allerdings hat die bisherige Digitalisierungspolitik die Belastung der Praxen nachweislich sogar erhöht. Ein Grund für die erhöhten Belastungen ist die Dauer des elektronischen Signier- und Versandvorgangs. Dieses Verfahren dauert etwa 50 Sekunden länger als die papiergebundene Bescheinigung. Das KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel kritisierte, eine Digitalisierung dürfe unter keinen Umständen auf Kosten der ärztlichen Behandlungszeit gehen.

Doppelaufwand aufgrund von Fehlern in der Technik

Aktuell werden immer noch viele AU-Bescheinigungen im Nachgang nochmals als Ersatzbescheinigung ausgestellt, da später entweder eine Fehlermeldung zum digitalen Versand auftaucht oder der digitale Versand erst gar nicht möglich ist. Um dies zukünftig zu vermeiden, fordert die KBV eine stabil funktionierende Telematikinfrastruktur. Die gematik muss die Vorgaben zur Signatur erweitern und sicherstellen, dass die Hersteller diese auch umsetzen. Hierfür muss die Überwachung der Funktionsfähigkeit der beteiligten Komponente verbessert werden und bei Problemen diese entsprechend nachjustiert werden.

Trotz Schwierigkeiten weitere Ausbaustufen bereits fix

Ab 1.1.2023 soll nach den Vorgaben des Gesetzgebers die zweite Stufe starten. Das heißt, der Arbeitgeber ist dann verpflichtet, die von den Praxen übermittelten AU-Daten digital bei der jeweiligen Krankenkasse abzurufen. Diese Aufgabe sollen zukünftig die Krankenkassen und nicht die Praxen übernehmen, sie müssen den Arbeitgebern auf Anfrage die AU-Daten auf einem Server zum Abruf bereitstellen. Ärzte müssen ihren Patienten weiterhin eine vereinfachte AU-Bescheinigung auf Papier zur Verfügung stellen. Auf Wunsch erhalten sie auch einen unterschriebenen Ausdruck für den Arbeitgeber.

 

Kommentar:

Die bisherigen BIX-Studien fokussierten sich auf eine Betrachtung der Bürokratiebelastung im Gesamten. Dieses Jahr konzentrierte sich die KBV ausschließlich auf das elektronische Verfahren der eAU, da diese Umstellung ein praxisrelevantes Thema ist. Mithilfe eines Fragebogens wurden Vertragspraxen von April bis Mai 2022 telefonisch befragt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen von zwei Fokusgruppeninterviews beurteilt.

Quelle: KBV – Bürokratieindex (BIX)

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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