Laut einer veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren Erwerbstätige in Gesundheitsberufen besonders häufig mit dem Coronavirus infiziert. Unter den Erwerbstätigen in der Arzt- und Praxishilfe gab es mit 21% die meisten Infektionen. Das Risiko an einer Coronainfektion zu erkranken, war während der Pandemie für Beschäftigte im Gesundheitswesen 1,68-mal so hoch wie für Erwerbstätige in anderen Berufen. Die zweithöchste Infektionsrate mit 18,7% wurde bei Personen festgestellt, die in der nichtärztlichen Therapie und Heilkunde tätig sind.
Hohe Infektionsraten bei Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund
Auffallend hoch lag die Zahl der Infektionen auch bei Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund. Diese erkrankten mit 14,6% deutlich häufiger als im Vergleich zu den Beschäftigten ohne Migrationshintergrund (9,7%). Grund hierfür könnten fehlende deutsche Sprachkenntnisse sein, da diese für die Vermittlung von Informationen zum Infektionsschutz wichtig sind. Auch die Arbeitsbedingungen könnten eine Rolle spielen, da Personen mit Migrationserfahrung häufiger in Berufen arbeiten, die weniger Möglichkeiten für Homeoffice bieten. Ein Beispiel dafür ist der Reinigungsbereich, in dem der Anteil der Erwerbstätigen mit Migrationserfahrung überdurchschnittlich hoch ist und gleichzeitig keine Option für Homeoffice besteht.
Effektive Schutzausrüstung ist unverzichtbar
Des Weiteren ergab die Studie, dass eine signifikante Anzahl der Erwerbstätigen über wiederkehrende oder dauerhafte gesundheitliche Probleme berichtete, die sich auf ihre Arbeitsfähigkeit auswirkten. Unter denjenigen, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben, lag dieser Anteil bei 15%, während er bei denjenigen, die nicht mit dem Virus infiziert waren, mit 12% etwas geringer war.
Zukünftig von großer Bedeutung ist, dass effektive Schutzausrüstung und strukturelle Infektionsschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz schnell verfügbar sind, um das Risiko einer Ansteckung im Beruf zu minimieren. Dies gilt insbesondere für Berufe, in denen die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice nicht gegeben ist, erklärt das IAB.
Die Studie bezieht sich auf Daten der RKI-SOEP-2 Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI), dem Sozio-Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowie dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) durchgeführt wurde. Im Zeitraum von November 2021 bis Februar 2022 wurden rund 11.000 Personen befragt und ihre Blutproben auf Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus untersucht.
Kommentar:
Während der Coronapandemie hat der Infektionsschutz deutlich an Bedeutung zugenommen. Viele Erwerbstätige hatten zuvor wenige Berührungspunkte mit den verschiedenen Schutzmaßnahmen. Durch die Pandemie musste der Infektionsschutz in den Arbeitstag vieler Beschäftigter integriert werden. Jedoch ist es nicht in allen Berufsgruppen gleichermaßen möglich, die Anzahl der Kontakte zu reduzieren oder im Homeoffice zu arbeiten. Erwerbstätige im Gesundheitswesen hatten insgesamt ein höheres Infektionsrisiko und waren damit stärker von der Pandemie betroffen. Ein erhöhter Krankenstand in systemrelevanten Berufen hat akut wirkende negative Folgen. Auch durch Auftreten von Long-COVID-Symptomen kann es zu langfristigen Einschränkungen in der Erwerbstätigkeit kommen. Daher sollten mittel- und langfristige ökonomische Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen nicht vernachlässigt werden.
Quellen: