Die durch die COVID-19-Pandemie verursachten Umsatz- und Ergebniseinbrüche zeichnen sich auch in der Medizintechnik ab. Das ergab eine aktuell veröffentlichte Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger und Medical Mountains, die im Auftrag des Branchenverbandes Spectaris unter 500 Unternehmen und dem Hinzuziehen von Expertengesprächen durchgeführt wurde. Laut Umfrage ist der Auftragseingang verglichen mit dem Vorjahr im Zeitraum von Januar bis September 2020 um 7% zurückgegangen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 200 Beschäftigten haben sogar mit einem Rückgang von 12% zu kämpfen. Für das Gesamtjahr 2020 ist mit einem durchschnittlichen Minus von 4%, bezogen auf das Auslandsgeschäft sogar von 6% zu rechnen. Auch hier unterscheidet sich das Ergebnis stark nach Größe des Unternehmens: KMU -10%, größere Unternehmen -1%.
Im Punkt anhaltende Veränderungen stimmten die Aussagen der Medizintechnikbranche in großen Teilen mit anderen Branchen überein. Vor allem die neuen Arbeitsmodelle in virtueller Form und im Homeoffice werden als zukunftsträchtig bewertet. Fast 70% der Befragten gehen von einer zunehmenden Bedeutung digitaler Vertriebswege aus. Ein Fünftel der Unternehmen ist der Meinung, dass sich ihr gesamtes Geschäftsmodell einer grundlegenden Änderung unterziehen wird.
Zu den relevantesten Branchentrends zählten die befragten Medizintechnikunternehmen die Digitalisierung des Ökosystems sowie der Medizintechnik selbst. 84% der Befragten rechnen vor allem mit einer fortschreitenden Digitalisierung des Vertriebs und Services. Auslöser hierfür ist laut Studienteilnehmern vordergründig der begrenzte Zugang zu stationären und ambulanten Einrichtungen und Praxen in den letzten Monaten. Die größte Herausforderung liegt hier in der analogen und digitalen Schulung der Vertriebsmitarbeiter. Ein weiterer bedeutender Trend wird in der forcierten Konsolidierung der Medizintechnikbranche gesehen (81%). Insbesondere kleineren Unternehmen sind durch die Folgen der Corona-Pandemie ins Visier ausländischer Investoren geraten.
Die Ergebnisse der Studie lassen jedoch auch auf positive Effekte in der Medizintechnik schließen. Drei Viertel der Befragten erwarten aufgrund des ausgeprägten Personalmangels im Gesundheitswesen eine steigende Nachfrage nach medizintechnischen Lösungen in unterstützenden Prozessen. Durch die angespannte Lage in anderen Industrien (z.B. Autoindustrie) wird ferner von einem verbesserten Zugang zu Ingenieuren und Angehörigen anderer technisch-naturwissenschaftlicher Berufe ausgegangen. Großer Gewinner der Coronakrise sind außerdem die Labore speziell die In-vitro-Diagnostik, die Telemedizin und digitale Anwendungen wie die Corona-Warn-App.
Quelle: Roland Berger – COVID-19: Konsolidierungsturbo für die MedTech-Branche
Unser Kommentar/Praxistipp ist nur für ATLAS MEDICUS® Kunden ersichtlich.