Debeka: Psyche für fast jeden zweiten Fall von Berufsunfähigkeit verantwortlich

Debeka: Psyche für fast jeden zweiten Fall von Berufsunfähigkeit verantwortlich

Psychische Erkrankungen waren im Jahr 2024 für 45 % der neuen Berufsunfähigkeitsfälle verantwortlich. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Lebensversicherungsunternehmens Debeka. Platz zwei der Gründe für eine Berufsunfähigkeit nahmen bösartige und gutartige Neubildungen mit einem Anteil von 14 % ein, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates (10 %). Insgesamt erhielten rund 8.600 Debeka-Versicherte im vergangenen Jahr Berufsunfähigkeitsleistungen. Die Auszahlungen beliefen sich auf über 80 Mio. €.

Leichter Rückgang bei psychisch bedingten Fällen

Zwar waren psychische Erkrankungen wie bereits in den Vorjahren die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit, doch zeigte sich 2024 erstmals eine positive Entwicklung: Ihr Anteil sank um 4,7 Prozentpunkte, nachdem er im Zeitraum 2022/23 noch um 2,2 Prozentpunkte gestiegen war. Auch Erkrankungen des Bewegungsapparates gingen zurück – ihr Anteil verringerte sich um 1,4 Prozentpunkte. Dagegen nahmen bösartige und gutartige Neubildungen leicht zu und verzeichneten gegenüber 2023 ein Plus von 0,9 Prozentpunkten.

Zahlungen steigen stärker als Zahl der Empfänger

Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Berufsunfähigkeitszahlungen um 7,8 % auf rund 80,6 Mio. €. Die Zahl der Empfänger stieg hingegen nur um 2,0 %. Damit steigen die durchschnittlichen Leistungen pro Versicherungsnehmer weiter an.

 

Kommentar:

Die Zahlen der Debeka spiegeln einen deutlichen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Trend wider. Bundesweite Statistiken belegen, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burn-out immer häufiger Grund für Fehltage oder Arbeitsunfähigkeit sind. Laut einer Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) waren im Jahr 2023 rund 16 % aller bundesweiten Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Mit 42 % stellten sie im selben Jahr den häufigsten Grund für Frühverrentungen dar.

Hohe direkte und indirekte Kosten

Auch die ökonomischen Folgen sind erheblich. Nach Berechnungen der DGPPN beliefen sich die direkten Kosten psychischer Erkrankungen im Gesundheitswesen im Jahr 2020 bereits auf 56,4 Mrd. € – das entspricht 13 % der gesamten Krankheitskosten in Deutschland. Hinzu kommen indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste infolge von Krankheitstagen, die 2023 auf 35,4 Mrd. € geschätzt wurden, was rund 0,8 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht.

Warum nehmen psychische Erkrankungen zu?

Der Anstieg psychischer Erkrankungen lässt sich auf eine Vielzahl sozialer, beruflicher und gesundheitlicher Einflüsse zurückführen. Fachleute nennen insbesondere steigende Arbeitsbelastung, Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit sowie Fachkräftemangel und Arbeitsverdichtung als zentrale Ursachen. Hinzu kommen Pandemie- und Krisenfolgen sowie der demografische Wandel, die zusätzliche Belastungen mit sich bringen. Zugleich führt eine größere gesellschaftliche Offenheit dazu, dass psychische Leiden häufiger erkannt und diagnostiziert werden. Diese Entwicklung zeigt, dass psychische Erkrankungen nicht nur ein medizinisches, sondern zunehmend auch ein strukturelles Problem sind, das tief in Arbeitswelt und Gesellschaft verankert ist und mehr Bewusstsein sowie gezielte Prävention – insbesondere im betrieblichen Umfeld – erfordert.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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