Dermatologie: Mehr als jeder 7. Praxisstandort wird rein privatärztlich geführt

Dermatologie: Mehr als jeder 7. Praxisstandort wird rein privatärztlich geführt

Im Vergleich zu vielen anderen Fachrichtungen liegt der Anteil der reinen Privatpraxen bei den Fachärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten besonders hoch. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung aus dem Atlas Medicus Marktmanager. Nach den Dermatologen (15,2%) liegen die psychologischen Psychotherapeuten und die Orthopäden mit Anteilen von 14,2% und 13,5% auf den Plätzen 2 und 3. Mit Werten von rund 9% finden sich auch bei den Kardiologen und Neurologen vergleichsweise viele privatärztliche Standorte. Unter den Nephrologen (2,1%), Nuklearmedizinern (1,6%), Pathologen und hausärztlichen Internisten (1,3%) sind reine Privatpraxen kaum verbreitet. Dies gilt insbesondere für die Strahlentherapie, bei der 99,5% der Standorte auch Patienten innerhalb des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung stehen.

Abb.: Anteil privatärztlicher Standorte nach Fachrichtungen: Top 5 und Bottom 5

Die jeweils 5 Fachgruppen mit den höchsten und den niedrigsten Privatpraxisanteilen an der Gesamtzahl der Praxisstandorte

Quelle: ATLAS MEDICUS

 

Kommentar:

Ob – wie in einigen Presseberichten dargestellt – tatsächlich ein Trend hin zu reinen Privatpraxen besteht, lässt sich mangels valider Daten nicht überprüfen. Fest stehen jedoch die Beweggründe, weshalb Ärzte ihre Zulassung freiwillig zurückgeben oder bei der Existenzgründung gleich in eine reine Privatpraxis starten:

  • Bessere Honorierung: Privatärztliche Leistungen werden in der Regel höher honoriert als vergleichbare Leistungen im GKV-System. Restriktionen hinsichtlich Mengen- und Preisbeschränkungen gibt es bei der privaten Krankenversicherung nicht. Dies ermöglicht es grundsätzlich, die Rentabilität der Praxis zu verbessern.
  • Flexibilität und Autonomie: Ärzte in Privatpraxen können sich mehr Zeit für ihre Patienten nehmen, da der Verwaltungsaufwand und die bürokratischen Hürden bei der Patientenbehandlung im Vergleich zum kollektivvertraglichen System geringer ausfallen. Dies verbessert die Arbeits- und Patientenzufriedenheit und die Qualität der Versorgung.

Während die bessere Leistungshonorierung und die Vorteile hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit und Qualität überzeugend sind, ist eine reine Privatpraxis jedoch auch mit Nachteilen und Risiken verbunden. Bei den Privatpatienten handelt es sich um eine relativ kleine Gruppe. Bundesweit sind nur rund 10,3% der Bevölkerung privat versichert. Dies bedeutet, dass reine Privatpraxen verstärkt im Wettbewerb (auch mit Vertragsarztpraxen) um diesen eingeschränkten Patientenkreis stehen. Insbesondere in jenen Fällen, in denen der Patientenstamm nicht groß genug ist, um eine stabile Liquidität zu gewährleisten, kann die Unabhängigkeit gegenüber dem kollektivvertraglichen System mit einem größeren wirtschaftlichen Risiko einhergehen. Kritisch ist häufig auch die Phase des Umstiegs bei Rückgabe der Zulassung. Sofern die Praxis noch laufende Belastungen aus Darlehen zu tragen hat, kann ein eventueller Einbruch bei den Einnahmen problematisch werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Privatpraxis erfordert daher nicht nur eine sorgfältige Abwägung der individuellen Präferenzen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch eine ausreichende (finanzielle) Planung. Ärzte, die sich für eine reine Privatarzttätigkeit interessieren, finden weitere Informationen beim Privatärztlichen Bundesverband (PBV) unter https://www.pbv-aerzte.de/.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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