Deutsch-israelische Kooperation untersucht Neurobiologie des Vergessens

Deutsch-israelische Kooperation untersucht Neurobiologie des Vergessens

Ein frisch ins Leben gerufenes deutsch-israelisches Forschungsprojekt geht neuen Studien zu Demenzerkrankungen nach. Unter Leitung des Instituts für Physiologie der Universitätsmedizin Mainz fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Projekt „Die Neurobiologie des Vergessens – Spontaner synaptischer Umbau, Stabilität kortikaler Repräsentationen, Retention des Gedächtnisses und Flexibilität des Verhaltens“ in den kommenden fünf Jahren mit 1,6 Mio. Euro.

Warum vergessen wir?
Das Projekt greift bisherige und neue Studien zur Neurobiologie des Vergessens auf:

Annahme bislang
„Veränderung der Nervenzellverknüpfungen finden bei der Bildung und Speicherung von Gedächtnisinhalten statt, wobei durch Überschreibung von vorhandenen Gedächtnisinhalten ein Vergessen einsetzt.“

Neuere Hypothese
„Es ereignet sich auch eine Veränderung von synaptischen Verbindungen unabhängig von der aktiven Nutzung des Gehirns, wodurch sich Synapsen spontan und ohne den Einfluss von Lernprozessen verändern.“

Das Vergessen ist laut aktuellen Studien also nicht Folge von neuen Lernprozessen, sondern ereignet sich intrinsisch aufgrund spontaner physiologischer Vorgänge in den vorhandenen Synapsen. Die Forscher streben mit der Studie an, zusätzliche Erkenntnisse zu Behandlungsmöglichkeiten von Demenzerkrankungen zu erlangen. Kooperationspartner des Projekts sind auf deutscher Seite das Institut für Physiologie der Universitätsmedizin Mainz, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie das Max-Planck-Institut (MPG) für experimentelle Medizin in Göttingen. Auf israelischer Seite beteiligen sich zwei Arbeitsgruppen des Technion – Israel Institute of Technology in Haifa.

 

Kommentar:

Wie gestaltet sich die aktuelle Lage zu Demenzerkrankungen in Deutschland?
Gegenwärtig leiden rund 1,6 Mio. Bundesbürger an Demenz – Tendenz steigend. Experten erwarten bis zum Jahr 2050 bereits 2,8 Mio. Demenzkranke. Vor diesem Hintergrund besteht Handlungsbedarf. Als Reaktion auf die zunehmende Zahl an Demenzerkrankten hat die Bundesregierung 2020 die Nationale Demenzstrategie verabschiedet, die als eines von vier Handlungsfeldern die Förderung der Forschung zu Demenz anstrebt. Die weiteren zentralen Handlungsfelder beinhalten:

  • den Aufbau lokaler Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz
  • die Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen
  • die Weiterentwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Demenzkranken


Quelle:
Deutsche Forschungsgemeinschaft – Die Neurobiologie des Vergessens

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