Neben dem Fachkräftemangel ist die Digitalisierung die größte Herausforderung für Steuerberater, denn Experten gehen davon aus, dass alles, was mit Zahlen zu tun hat, auch digitalisiert, vernetzt und automatisiert werden kann. Lernende Textverarbeitungsprogramme, basierend auf künstlicher Intelligenz, könnten Abschlussprüfungsberichte schneller und u.U. besser durchführen. Standards wie Buchführung, aber auch weniger komplexe Steuererklärungen und Jahresabschlüsse werden bereits bald (stark) automatisiert erstellt werden können und damit auch einen Teil des Geschäfts der Steuerberater substituieren.
Die Teilnahme an digitalen Kanzleiprozessen in Deutschland nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Elektronisches Steuerkonto, digitale Kontoauszüge, digitale Belegaustauschmöglichkeiten oder Dokumentenmanagementsysteme sind längst zum Standard in den Kanzleien geworden. Gemeinsam mit dem Kunden genutzte Online-Lösungen (für die Buchhaltung, Belegerfassung etc.), Mandanten-Log-Ins, Echtzeit-Tools, die jederzeit vom Mandanten einsehbar und nutzbar sind, erleichtern die Kommunikation, erhöhen Effizienz und reduzieren somit Zeit und Kosten.
Innovative Kanzleien arbeiten mit komplett digitalisierten Workflows: Von der Online-Terminabsprache mit Mandanten über virtuelle Meetings, digitale Signaturen bis hin zu Apps zur Freigabe/Unterzeichnung oder sogenannte Beleg-Apps, d.h. der Mandant kann per Smartphone eingescannte Belege einfach an den Steuerberater übermitteln etc. Auch für die eigene Mitarbeiterbindung/-qualifizierung und die problemlose Umsetzung von Homeoffice etc. waren jene Kanzleien im Vorteil, die bereits vor der Pandemie entsprechend digital, z.B. über Cloud-Lösungen aufgestellt waren.
Und auch die Finanzverwaltungen selbst sind immer stärker digital aufgestellt: E-Government, E-Akte, E-Bilanz, vorausgefüllte Steuererklärung, Elster bzw. neu dann DIVA (Digitaler Verwaltungsakt), NachDigAl (Nachreichung digitaler Belege bei der Finanzverwaltung; gestartet Ende 2020), GoBD etc. Circa 24 Mio. (Einkommen-)Steuererklärungen werden bereits digital eingereicht (von 28 Mio.). Mittel- bis langfristig ist darüber hinaus auch eine ‚automatisierte Steuererhebung‘ denkbar, d.h. dass die Steuer durch die Finanzbehörden mittels digital übertragener Geschäftsdaten/Schnittstellen zu Buchungssystemen etc. veranlagt wird (ohne, dass ein Formular ausgefüllt werden muss). Aufgaben fallen dadurch sowohl für Steuerberater als auch Finanzbeamte weg – die Behörde kann sich somit verstärkt um Betriebs-/Steuerprüfungen kümmern, wo auch wieder KI zum Einsatz kommt, um z.B. Anomalien aufzudecken.
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