Die deutschen Krankenhäuser kommen bei der Digitalisierung gut voran. Dies zeigen die Ergebnisse der zweiten Erhebung des digitalen Reifegrades zum Stichtag 30.6.2024, an der 90% der Plankrankenhäuser (§ 108 SGB V) teilgenommen haben. Für Krankenhäuser, die einen Antrag für KHZG-Mittel zur Förderung der Digitalisierung stellen, ist die Teilnahme am sogenannten DigitalRadar verpflichtend. Das DigitalRadar misst auf einer Online-Plattform auf Basis einer Selbsteinschätzung jeweils rund 230 Kriterien für sieben Dimensionen (Strukturen und Systeme, Resilienz-Management und Performanz, klinische Prozesse, organisatorische Steuerung und Datenmanagement, Informationsaustausch, Telehealth und Patientenpartizipation).
Die Krankenhäuser erhalten neben der nationalen Bewertung (anhand einer 100-Punkte-Skala) auch einen EMRAM-Indikator (Electronic Medical Record Adoption Model) zur Einstufung ihrer Position im internationalen Kontext. Darüber hinaus ist die Ableitung wissenschaftlich fundierter Handlungsempfehlungen für die digitale Transformation im Krankenhausbereich beabsichtigt.
Die zweite Erhebung kam zu folgenden Ergebnissen:
- Im Vergleich zur ersten Erhebung (Stichtag 30.6.2021) stieg der DigitalRadar Score um 9,1 Punkte (27,3%) auf 42,4 Punkte (bei einer maximal erreichbaren Punktzahl von 100).
- Der Erfüllungsgrad ist in allen Dimensionen gestiegen (vgl. Abb.), wobei die Dimension Strukturen und Systeme mit einem Plus von 11,2 Punkten den höchsten absoluten Anstieg und die Dimension Patientenpartizipation mit rund 90,5% den stärksten relativen Anstieg verzeichnete.
Abb. Vergleich Ergebnisse DigitalRadar Score 1. und 2. Erhebung
Quelle: DigitalRadar Krankenhaus (2025)
- Maximalversorgungseinrichtungen (> 700 Betten) schnitten mit einem DR-Score von 51,9 am besten ab und verzeichneten die höchste Steigerung im Vergleich zur ersten Erhebung (+10,8 Punkte). Zentralversorger (500-700 Betten) erreichten 48,2 und Regelversorger (250-500 Betten) 45,6 Punkte. Grundversorger (< 250 Betten) kamen auf den niedrigsten Score (38,3 Punkte).
- Bei der Datenübertragungsgeschwindigkeit zeigte sich eine besonders auffällige Verbesserung: Der Anteil der Krankenhäuser mit einer Bandbreite von mehr als 500 MBit steigt im Vergleich zur ersten Datenerhebung auf 93% und hat sich damit mehr als verdoppelt.
- Darüber hinaus ergab sich auch bei der EMRAM-Bewertung ein positiver Trend.
Die ausführlichen Ergebnisse der 2. Erhebung sollen in Kürze veröffentlicht werden.
Kommentar:
Aus den Ergebnissen der 2. Erhebung zum DigitalRadar lässt sich schließen, dass vom Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und den damit verbundenen Fördergeldern für Digitalisierungsprojekte in den Krankenhäusern positive Anreize in Bezug auf die digitale Transformation der Krankenhäuser ausgehen. Insgesamt summierte sich das Fördermittelbudget des KHZG auf 4,3 Mrd. Euro – davon stellten der Bund 3 und die Länder 1,3 Mrd. Euro zur Verfügung. Laut Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) wurden im Förderzeitraum insgesamt 6.070 Anträge gestellt, wovon die meisten auf Bayern (1.467) und Nordrhein-Westfalen (1.159) entfielen. Aus Perspektive der Fördertatbestände wurden insbesondere Vorhaben zur Digitalen Dokumentation (1.533) und Patientenportale (1.130) gefolgt vom Medikationsmanagement (937) gefördert. Die bewilligten Fördermittel belaufen sich auf knapp 3 Mrd. Euro (Stand 3.2.2025). Für Vorhaben in Zusammenhang mit Hochschulklinika wurden knapp 277 Mio. Euro bewilligt. Noch sind nicht alle Vorhaben abgeschlossen.
Quellen: