DMP Diabetes Typ 2: Ärzte sprechen sich für Digitalisierung aus

DMP Diabetes Typ 2: Ärzte sprechen sich für Digitalisierung aus

Die große Mehrheit der Vertragsärzte, die Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 im Rahmen eines Disease-Management-Programms (DMP) behandeln, sehen in einer Digitalisierung deutliche Vorteile bei der Umsetzung. Dies geht aus einer Umfrage der gematik unter rund 320 Allgemeinmedizinern und Diabetologen von Ende 2023 hervor. Im Vergleich zu den Allgemeinmedizinern fiel die Zustimmungsrate bei den spezialisierten Diabetologen um 15 Prozentpunkte höher aus (vgl. Abb.).

Abb. Nutzeneinschätzung: Digitalisierung des DMP Diabetes mellitus Typ 2

Nutzeneinschätzung: Digitalisierung des DMP Diabetes mellitus Typ 2

Quelle: gematik 2024

Im Einzelnen kam die Umfrage zu folgenden Ergebnissen:

  1. Niedergelassene Haus- und Fachärzte schätzen den Gesamtnutzen des Chronikerprogramms „eher positiv“ (62%) oder „positiv“ (28%) ein. Die größtenteils noch analog laufenden Prozesse führen im Praxisalltag jedoch zu Problemen.
  2. Probleme ergeben sich insbesondere an der Schnittstelle zu den Krankenkassen. Mehr als ein Drittel der Befragten berichten von Problemen in Zusammenhang mit der Abfrage des DMP-Status (54%), der Rückmeldung der Kassen zur Einschreibung (51%) sowie mit der Einschreibung der Patienten in das Programm (34%).
  3. Bei der Kommunikation mit Mitbehandelnden kommt es zu weiteren Problemen. Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (56%) hält den Austausch mit mitbehandelnden Kollegen für kompliziert (insbesondere fehlende Transparenz über die aktuelle Medikation oder Laborergebnisse) – mit Blick auf die Heilmittelerbringer liegt der Anteil sogar bei 66%.
  4. Informationsverluste treten auch bei den Patienten auf: 52% der befragten Praxen geben an, dass Patienten nicht über ihren eigenen DMP-Status informiert sind, was das Risiko einer Doppeleinschreibung und eines Regresses erhöht. Ferner sind Patienten aus Sicht der Ärzte mit den Anforderungen der DMP bezüglich der Weiterleitung von Unterlagen und Informationen an andere Fachärzte überfordert (55%).

Sowohl für die Praxen als auch für die Patienten gibt es Potenziale in Zusammenhang mit der Digitalisierung. Insgesamt 83% der befragten Ärzte versprechen sich hierdurch eine Vereinfachung der DMP-Einschreibung. Ferner würde die digitale Übermittlung von Befunden für 92% der Patienten zu einer Entlastung führen.

 

Kommentar:

DMP bieten sowohl für die anbietende Krankenkasse als für die eingeschriebenen Versicherten Anreize. Zur Förderung der Behandlungsprogramme erhalten Krankenkassen je eingeschriebenen Versicherten eine sogenannte Programmkostenpauschale aus dem Gesundheitsfonds in Höhe von 141 Euro (2024) für Dokumentations- oder Koordinationsleistungen. Gesetzlich krankenversicherte Patienten profitieren nicht nur von der strukturierten Betreuung, sondern je nach Krankenkasse auch finanziell. So haben die Kassen die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Satzungsleistungen ihren Versicherten Sondertarife anzubieten. Teilnehmende Ärzte dürfen in Zusammenhang mit den DMP zwar zusätzliche Leistungen extrabudgetär abrechnen, als problematisch können sich jedoch insbesondere bei den überlasteten Hausarztpraxen die fehlenden Zeitressourcen erweisen, die für die Umsetzung der Programme erforderlich sind. Insofern könnte eine Digitalisierung und damit Vereinfachung der Prozesse zu einer weiteren Verbreitung der Programme beitragen.

Laut gematik sind mit der bestehenden Telematikinfrastruktur (sicherer E-Mail-Dienst KIM) sowie den geplanten TI-Messenger-Lösungen (zur Kommunikation unter den Ärzten) und der 2025 startenden elektronischen Patientenakte (ePA) die technischen Voraussetzungen für eine Digitalisierung der DMP geschaffen.

Quelle: gematik – DMP im Praxisalltag: gematik befragt Ärzte und Diabetes-Patienten

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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