Unter der Leitung des Zentrums für Public Health der MedUni Wien erforschte das von der EU geförderte Projekt PRIMA-e-DS (Polypharmacy: Reduction of Inappropriate Medication and Adverse drug events in older populations by electronic Decision Support) den Effekt einer elektronischen Entscheidungshilfe auf inadäquate und gefährliche Polymedikation. Die über sieben Jahre durchgeführte Studie, an der neben Österreich Finnland, Großbritannien, Deutschland und Italien beteiligt war, wurde im British Medical Journal veröffentlicht.
Ca. 25% der über 65-Jährigen sind von Polymedikation betroffen, nehmen also regelmäßig mindestens fünf verschiedene Medikamente ein. Dies kann zu Interaktionen und unerwünschten Nebenwirkungen führen. Geschätzt 5 bis 10% aller notfallmäßigen, internistischen stationären Aufnahmen älterer Menschen sind auf Medikationsprobleme zurückzuführen. Grund dafür ist, dass aus zeitlichen Gründen und aufgrund fehlender pharmakologischer Kenntnisse eine Überprüfung durch den Fach- oder Hausarzt fast unmöglich ist.
Diese Überprüfung kann nun ein elektronisches Tool übernehmen, das diverse pharmakologische Datenbanken mit individuellen Patientendaten verknüpft. Auf diese Weise können im Handumdrehen sämtliche bekannte Interaktionen, Dosierungsfehler und individuelle Unverträglichkeiten mit den gleichzeitig verordneten Medikamenten abgeglichen werden. Im Rahmen der Studie wurde das Tool nun über zwei Jahre getestet.
Zentrales Ergebnis: Eine inadäquate Medikation kann auf diese Weise leicht, ohne Gefahr für den Patienten, verhindert werden. Darüber hinaus konnte eine Reduktion der verordneten Medikamente – im Durchschnitt um etwa 0,5 Arzneimittel pro Patienten – und tendenziell auch der Krankenhausaufnahmen erreicht werden.
In einer Fortführung der Studie soll nun das Kosteneinsparungspotenzial bewertet werden.
Quelle: Medizinische Universität Wien – Elektronisches Hilfs-Tool verringert das Risiko der Übermedikation
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