Entscheidend für eine erfolgreiche Praxisabgabe ist eine rechtzeitige und vorausschauende Planung. Nach einer ersten wirtschaftlichen und strategischen Bestandsaufnahme sowie der Identifikation eventueller Lücken in der privaten Vorsorge (vgl. News vom 26.3.2024), der Analyse und gegebenenfalls Optimierung von Patientenstamm und personeller Ausstattung (vgl. News vom 2.4.2024) geht es in Phase 3 um die Themen Praxiswert und Steuern.
Phase 3: Praxiswert ermitteln und steuerliche Strategie erarbeiten
Eine lückenlose Aufstellung aller Verträge sowie transparente Informationen über die wirtschaftliche Situation der Praxis beschleunigen die Verkaufsverhandlungen und den Praxisübergabeprozess und schaffen beim Käufer Vertrauen. Aus diesem Grund ist es ratsam, rund 2 Jahre vor der voraussichtlichen Übergabe, alle Praxisunterlagen und Verträge zusammenzustellen und wenn nötig zu ergänzen. Darunter fallen die laufenden Verträge (wie Mietverträge, Leasingverträge für Geräte, Arbeitsverträge, Versicherungsverträge oder auch Verträge mit Versorgern oder Laboren) und Informationen wie Jahresabschlüsse (der drei vergangenen Jahre), die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA), Honorarbescheide und die Darstellung des Patientenstamms einschließlich des Privatpatientenanteils und der damit verbundenen Einnahmen. Ein (spezialisierter) Steuerberater hilft nicht nur bei der Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen, sondern erarbeitet in Abhängigkeit des Zeitpunkts und der Form der Übergabe auch die passende steuerliche Strategie für den Praxisverkauf. Fehler in diesem Zusammenhang können für den Abgeber zu erheblichen finanziellen Nachteilen führen.
Ermittlung des Praxiswerts als Basis für Abgabeverhandlungen
In Phase 3 sollte auch ein realistischer Kaufpreis der Praxis als Grundlage der künftigen Verkaufsverhandlungen ermittelt werden. Grundlage hierfür bietet der aktuelle Wert der Praxis. Neben den Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen bieten auch qualifizierte Berater Praxisbewertungen an. Eine erste Orientierungshilfe kann der Atlas Medicus Praxisplaner bieten (vgl. Abb.). Das datenbankgestützte Onlinetool ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Ermittlung des überschlägigen Praxiswerts. Für die Berechnung des Gesamtwertes einer Praxis berücksichtigt der Praxisplaner zwei Komponenten:
1. Substanzwert der Praxis
Der Substanzwert oder materielle Wert einer Praxis erfasst das Anlage- und Umlaufvermögen einer Praxis und folglich alle Investitionsgüter wie z.B. Grundstücke, Gebäude einschließlich der Ein- und Umbauten und Einrichtung, alle Praxisfahrzeuge, Instrumente, Kleingeräte, Verbrauchsgüter und Vorräte. Dabei sind die Vermögensgegenstände nicht zu ihrem Anschaffungswert, sondern zu ihrem Zeitwert (aktueller Wert) anzusetzen.
2. Goodwill der Praxis
Der Goodwill, ideeller oder immaterieller Praxiswert bezieht sich auf den Wert, den eine Praxis über ihre physischen Vermögenswerte hinaus besitzt. Er umfasst u.a. die positive Reputation, den Patientenstamm, die Qualifikation der Mitarbeiter, die Lage und Organisation und andere nicht-physische Vermögenswerte, die zur Rentabilität und zum Erfolg der Praxis beitragen. Der Goodwill einer Praxis kann einen erheblichen Teil des Gesamtwertes ausmachen. Atlas Medicus Praxisschätzer ermittelt den Goodwill auf Basis des marktüblichen, vom Bundesgerichtshof favorisierten sogenannten modifizierten Ertragswertverfahrens.
Abb. Beispiel Praxiswertermittlung aus dem Atlas Medicus Praxisplaner
Quelle: ATLAS MEDICUS
Praxiswert und tatsächlicher Verkaufspreis können voneinander abweichen
Unabhängig von der Detailtiefe der Praxiswertermittlung kann das Ergebnis lediglich als Orientierungshilfe dienen. In den allermeisten Fällen haben Abgeber und Übernehmer zum Teil sehr unterschiedliche Preisvorstellungen. Letztendlich ist der zu realisierende Kaufpreis das Resultat der Verhandlungen sowie der spezifischen Angebots- und Nachfragesituation in der Region – und kann unter Umständen erheblich unter dem berechneten Wert liegen. Praxisinhaber können jedoch rechtzeitig die Weichen für eine erfolgreiche Praxisabgabe stellen. Diese betreffen insbesondere den Erhalt und die Optimierung der wirtschaftlichen Attraktivität und Leistungsfähigkeit der Praxis sowie das Vermeiden eines wirtschaftlichen „Herunterfahrens“ vor dem beruflichen Ausstieg.
„Erfolgsfaktor Praxismanagement“
Mit der Newsreihe „Erfolgsfaktor Praxismanagement“ bietet Rebmann Research – Spezialist für ökonomische Daten und onlinebasierte Beratungslösungen im Gesundheitsmarkt – im Rahmen des täglichen Newsangebots zu gesundheitsmarktrelevanten Themen ein eigenständiges Informationsangebot. Ziel ist es, Ärzte und Zahnärzte sowie deren Berater sowohl mit fundiertem betriebswirtschaftlichem Wissen als auch mit datenbankbasierten Online-Tools unternehmerisch zu unterstützen.
Zu den bisherigen Beiträgen:
- Gut vorbereitet in die Praxisabgabe Teil 1: News vom 26.3.204
- Gut vorbereitet in die Praxisabgabe Teil 2: News vom 2.4.2024
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Quellen: