Erfolgsfaktor Praxismanagement: gut vorbereitet in die Praxisabgabe – Teil 4

Erfolgsfaktor Praxismanagement: gut vorbereitet in die Praxisabgabe - Teil 4

Immer mehr Niedergelassene haben Probleme bei der Nachfolgersuche. Deshalb ist es umso wichtiger, die Planung der Abgabe des Lebenswerks rechtzeitig anzugehen. Eine Vorbereitung, die sich sukzessive auf mehrere zeitliche Planungsphasen stützt, sorgt dabei sowohl für eine strukturierte und stressfreie Vorgehensweise als auch für den Erhalt des Wertes und damit der Attraktivität der Praxis. Nach der wirtschaftlichen und strategischen Überprüfung der Praxis und dem Schließen eventueller Lücken in der privaten Vorsorge (vgl. News vom 26.3.2024), dem genaueren Blick auf die Patienten(-zusammensetzung) und das Personal (vgl. News vom 2.4.2024) sowie der Ermittlung einer passenden steuerlichen Strategie und des Praxiswerts (vgl. News vom 9.4.2024) beginnt in Phase 4 die konkrete Suche nach einem passenden Praxisnachfolger.

Nachfolgersuche für die Praxis

Sofern noch keine konkrete Nachfolgelösung in Sicht ist, sollten sich Praxisinhaber spätestens ein bis zwei Jahre vor der avisierten Abgabe mit der Nachfolgersuche befassen:

  • Netzwerke: Das berufliche Netzwerk kann bei der Suche nach einem potenziellen Nachfolger hilfreich sein. Praxisinhaber sollten rechtzeitig das Gespräch mit Kollegen, Beratern und anderen Kontakten in der Branche suchen.
  • Anzeigen: Idealerweise streut der Abgeber sein Gesuch möglichst breit in den verschiedenen Portalen und Medien wie z.B. in relevanten Fachzeitschriften, spezialisierten regionalen und bundesweiten (Online-)Praxisbörsen oder auf spezialisierten Websites für Praxisverkäufe.
  • Praxisberater: Sofern Ärzte den zeitaufwendigen Prozess der eigenen Suche ersparen möchten, können sie einen Praxisvermittler beauftragen, der sowohl die Vorauswahl als auch die Vertragsverhandlungen begleitet.

Hat der Praxisabgeber einen geeigneten Kandidaten gefunden und besteht Einigkeit über den Kaufpreis und die Übernahmemodalitäten, empfiehlt es sich, bei einem Anwalt für Medizinrecht einen Kaufvertrag mit „aufschiebender Bedingung“ aufsetzen zu lassen. Dies ist deshalb wichtig, weil der Zulassungsausschuss das letzte Wort bei der Neuverteilung der Zulassung hat. In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass ein „fremder“ Kandidat dem Wunschkandidaten vorgezogen wird, weil dieser aus Sicht des Zulassungsausschusses besser geeignet ist. Bei der Suche nach einem Nachfolger spielt auch der Versorgungsgrad des betreffenden Planungsbereichs eine wichtige Rolle. Ärzte sollten sich deshalb im Vorfeld bei Ihrer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) informieren.

Nachbesetzungsverfahren und Bedarfsplanung berücksichtigen!

Das Nachbesetzungsverfahren kommt bei gesperrten Planungsbereichen zum Tragen. Hierbei ist die Auswahl eines Wunschkandidaten nur schwer möglich. Vor der Antragsstellung sollte sich der Praxisabgeber deshalb bei der für ihn zuständigen KV informieren, ob die eigene Praxis in einem gesperrten Planungsbereich liegt und wie hoch der aktuelle Versorgungsgrad ist. Bei einem Versorgungsgrad von 110 bis 140% kann die Kassenärztliche Vereinigung die Nachbesetzung der Praxen aus Versorgungsgründen ablehnen. Ab 140% „soll“ eine Ablehnung erfolgen, wenn nicht hinreichende Belege vorliegen, dass die Praxis für die Versorgung in diesem Bereich trotz rechnerischer Überversorgung unverzichtbar ist.

Das Nachbesetzungsverfahren beginnt mit dem vom Praxisabgeber zu stellenden Antrag auf Verzicht der Zulassung. Hier ist zwischen bedingtem und unbedingtem Verzicht zu unterscheiden. Beim bedingten Verzicht verzichtet der Vertragsarzt erst dann auf seine Zulassung, wenn diese auf den Nachfolger übergegangen ist, bei Letzterem wird die Zulassung zu einem definierten Zeitpunkt unwirksam. Wird also kein Nachfolger gefunden und hat der Abgeber einen unbedingten Verzicht gewählt, darf er nach Ablauf des von ihm angegebenen Zeitpunkts nicht mehr vertragsärztlich tätig sein. Nach Eingang des Antrags schreibt die KV den Vertragsarztsitz aus und die Ärzte können sich bewerben. Die entsprechenden Fristen sind auf den Websites der KVen zu finden.

Investitionen in kompetente Unterstützung zahlen sich aus

Die Praxisübergabe ist ein komplexer Prozess, der von erfahrenen Fachleuten begleitet werden sollte. Fehler wie eine zu späte Planung der Abgabe, ein schleichender Rückgang der Leistungs- bzw. Patientenzahlen oder eine mangelnde Investitionsbereitschaft können erheblich negative Auswirkungen auf den Verkaufspreis haben. Nicht zuletzt sollte die Praxisabgabe, die oft auch mit der „Abgabe des Lebenswerks“ verbunden ist, unabhängig von den materiellen Aspekten auch auf der emotionalen Ebene gut vorbereitet werden.

 

„Erfolgsfaktor Praxismanagement“

Mit der Newsreihe „Erfolgsfaktor Praxismanagement“ bietet Rebmann Research – Spezialist für ökonomische Daten und onlinebasierte Beratungslösungen im Gesundheitsmarkt – im Rahmen des täglichen Newsangebots zu gesundheitsmarktrelevanten Themen ein eigenständiges Informationsangebot. Ziel ist es, Ärzte und Zahnärzte sowie deren Berater sowohl mit fundiertem betriebswirtschaftlichem Wissen als auch mit datenbankbasierten Online-Tools unternehmerisch zu unterstützen.

Zu den bisherigen Beiträgen:

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Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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