Erprobung des e-Rezepts dauert länger als ursprünglich geplant

Erprobung des e-Rezepts dauert länger als ursprünglich geplant

Gemäß Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) vom Juli 2020 war eine bundesweite verbindliche e-Rezeptpflicht eigentlich zum 1.1.2022 vorgesehen. Im Dezember 2021 hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) jedoch die Einführung abgesagt, da die (technischen) Voraussetzungen für eine sichere flächendeckende Einführung nicht gegeben waren. Im Rahmen eines seit Mitte 2021 laufenden Modellprojektes mit der Pilotregion Berlin-Brandenburg seien nur 42 (!) e-Rezepte ausgestellt worden; ein überarbeiteter Zeitplan vom Januar 2022 sah vor, dass zunächst im ersten Quartal 2022 während einer erneuten Pilotphase die Erfahrung mit 30.000 Rezepten genutzt werden solle, bevor man weitere Termine für die flächendeckende Umsetzung definiert und kommuniziert.

Stand Ende März: nur 6.600 e-Rezepte eingelöst

Jedoch scheint die Politik auch mit diesem Plan erneut zu positiv kalkuliert zu haben, denn bis Ende März – so das IT-Dashboard der gematik – wurden gerade einmal 6.600 e-Rezepte eingelöst. Der gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken hat sich in einem Interview Ende März dahingehend geäußert, dass die verlängerte Pilotphase (mit den 30.000 Rezepten) bis Spätsommer andauern wird. Ob es dann überhaupt noch dieses Jahr zu einer entsprechenden bundesweiten Umsetzung kommt, wird damit immer fraglicher.

Apotheken glauben nicht an die Einführung des e-Rezepts noch in 2022

Auch die Mehrheit der Apotheken zweifelt an einer Umsetzung im laufenden Jahr, so die Ergebnisse einer APOkix-Umfrage vom Jahresanfang. Über 70% der Befragten gingen bereits damals davon aus, dass das e-Rezept erst in 2023 oder 2024 umgesetzt wird.

 

Kommentar:

In einer aposcope-Erhebung (Online-Befragung von Anfang März 2022) gaben ca. 9 von 10 befragten Apothekeninhabern an, dass sie noch kein e-Rezept gesehen hätten (bei den approbierten angestellten Apothekern waren es 82% bzw. bei den PTAs 78%). Da drängt sich die Vermutung auf, dass der Pilotbetrieb sich nicht flächendeckend auf alle Apotheken verteilt.

Es bleibt also spannend, wie lange es noch dauern wird, bis die 500 Mio. Papierrezepte, die hierzulande pro Jahr ausgestellt werden, auf digitalem Wege eingelöst werden; selbst bei einem (noch nicht definierten) Starttermin wird es sicherlich zunächst einen Parallelbetrieb von Papier- und Digitalrezepten geben.

Siehe auch News vom 5.5.2021

Quellen:

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