In 2024 hat die Zufriedenheit in Europa und insbesondere in Deutschland einen historischen Tiefpunkt erreicht. Dies zeigt der STADA Health Report 2024, der auf einer repräsentativen Umfrage unter rund 46.000 Personen aus 23 Ländern basiert. Die Studie untersucht die Zufriedenheit der Bevölkerung mit den europäischen Gesundheitssystemen.
Lediglich 64% der befragten Deutschen bewerten das Gesundheitssystem positiv, was einem Rückgang von 16% gegenüber 2020 entspricht. Europaweit zeigt sich mit einer Reduktion von 18 Prozentpunkten eine ähnliche Tendenz. Im Zufriedenheits-Ranking liegt Deutschland damit deutlich hinter seinen Nachbarn Österreich (72%) und Schweiz (81%). Besonders problematisch werden die Terminvereinbarung beim Arzt (68%), das allgemeine Misstrauen gegenüber politischen Akteuren im Gesundheitswesen (59%) und die wahrgenommene unzureichende Qualität von Gesundheitsdienstleistungen (33%) eingeschätzt.
Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung
Um die Zufriedenheit zu steigern, nennen die in Deutschland Befragten u.a. folgende Vorschläge:
- Lokale Produktion von Medikamenten stärken: 64% der Deutschen wünschen sich eine verstärkte Herstellung von Arzneimitteln im Inland, deutlich mehr als im EU-Durchschnitt (43%).
- Bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung im Gesundheitswesen: 46% der Deutschen sehen hierin einen Schlüssel zur Attraktivitätssteigerung der Gesundheitsberufe. Dabei bewegt sich Deutschland nahe am EU-Durchschnitt (47%).
- Qualifikation der Entscheidungsträger verbessern: 46% der Deutschen befürworten verpflichtende gesundheitliche Fachkenntnisse für politische Akteure im Gesundheitsbereich.
Vertrauen in die Schulmedizin: Deutschland als Sonderfall
Während das Vertrauen in die Schulmedizin europaweit im Vergleich zum Vorjahr leicht ansteigt (+4 Prozentpunkte auf 69%), zeigt sich in Deutschland ein gegenläufiger Trend: Hier ist das Vertrauen gegenüber 2022 um 2% auf 69% gesunken. Dabei stehen die jüngeren Menschen zwischen 18 und 34 Jahren der Schulmedizin skeptischer gegenüber (65%) als die älteren Generationen über 55 Jahre (74%).
Die Hauptkritikpunkte in Deutschland sind:
- Fokus auf Symptomlinderung statt Ursachenklärung (54%)
- Wahrnehmung einer starken Profitorientierung im medizinischen Bereich (42%)
Einsamkeit und Glück: Deutschland im europäischen Vergleich
Ein Fokus des Berichts liegt auf dem Thema des sozialen Wohlbefindens. Die Ergebnisse zeigen, dass sich 41% der Deutschen einsam fühlen, womit sie unter den 23 untersuchten Ländern den niedrigsten Wert aufweisen (EU-Durchschnitt: 52%). Insbesondere die jüngeren Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren beklagen jedoch Einsamkeit (57%). Häufig wird dies durch Arbeitsstress (27%) verursacht. Aus diesem Grund wird die Forderung nach einer besseren Work-Life-Balance (49%, EU: 53%) laut.
Trotz der vergleichsweisen geringeren Einsamkeit schneidet Deutschland insgesamt in puncto Glücklichkeit unterdurchschnittlich ab. Nur 56% der Deutschen bezeichnen sich als glücklich. In Europa hingegen geben im Durchschnitt 67% der Befragten an, glücklich zu sein. Deutschlands Nachbarländer rangieren dabei weit vor Deutschland (Schweiz: 73%, Österreich: 70%, Niederlande: 80%).
Kommentar:
Der STADA Health Report 2024 verdeutlicht, dass die Unzufriedenheit mit den Gesundheitssystemen in Europa – insbesondere in Deutschland – auf ein besorgniserregendes Niveau gefallen ist. Allerdings können aus dem Report konkrete Anhaltspunkte für Reformen, wie die Stärkung der lokalen Arzneimittelproduktion, bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und eine stärkere Patientenorientierung, abgeleitet werden. Nun müssen Politik, Medizin und Gesellschaft an gemeinsamen Lösungsansätzen arbeiten, die den Spalt zwischen Erwartung und Realität im Gesundheitswesen reduzieren.
Quelle: STADA – STADA Health Report 2024: Zufriedenheit mit Gesundheitssystemen auf historischem Tiefstand