Fachkräftemangel bei ZFA trotz großer Beliebtheit des Ausbildungsberufs

Fachkräftemangel bei ZFA trotz großer Beliebtheit des Ausbildungsberufs

ZFA und Pflegekräfte auf Platz eins der Engpassberufe

Wie eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt, besteht derzeit zwar kein allgemeiner Arbeitskräftemangel, dennoch hat die Zahl der als Engpassberufe eingestuften Berufe im Jahr 2022 einen Höchststand erreicht. Auf Platz eins im BA-Ranking der Berufe mit dem größten Mangel an Fachkräften finden sich die Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA). Den Spitzenplatz mit der Gesamtbewertung 2,8 teilen sich die ZFA gemeinsam mit den Pflegefachkräften und vier weiteren Berufsgruppen aus dem Bereich Handwerk/Bau.

In der Gesamtbewertung werden die folgenden Engpassindikatoren berücksichtigt (Werte für ZFA in Klammer):

  • Vakanzzeit = die durchschnittliche Dauer, bis eine offene Stelle besetzt werden kann (102 Tage)
  • Arbeitssuchenden-Stellen-Relation (1,1)
  • Berufsspezifische Arbeitslosenquote (1,9%)
  • Veränderung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von Ausländern (+2%)
  • Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit (15%)
  • Entwicklung der mittleren Entgelte (+11%)

Wie der regionale Vergleich zeigt, sind Arzt- und Praxishilfen (zu denen auch ZFA zählen) in fast allen Bundesländern als Engpassberuf eingestuft (Gesamtbewertung 2 oder höher). Der größte Mangel besteht in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (Gesamtbewertung: 2,8), gefolgt von den Ländern Rheinland-Pfalz/Saarland, Bayern und Baden-Württemberg (alle: 2,7). Einzig in Berlin/Brandenburg sind ZFA noch nicht als Engpassberuf eingestuft, aber mit einer Gesamtbewertung von 1,8 in der Vorstufe „unter Beobachtung“.

 

Kommentar:

ZFA bei Mädchen einer der beliebtesten Ausbildungsberufe

ZFA ist einer der beliebtesten Ausbildungsberufe – im Jahr 2022 war ZFA bundesweit auf Platz 3 der beliebtesten Ausbildungsberufe von Frauen. Die Ausbildungszahlen im Jahr 2021 erreichten den höchsten Stand seit 2003. Auch im Jahr 2022 wurde mit 14.215 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen der Stand vom Vorjahr nur knapp unterschritten. Angesichts dessen verwundert es umso mehr, dass die Zahl der ZFA offensichtlich trotzdem nicht ausreicht, um den aktuellen und den künftig weiterwachsenden Bedarf zu decken.

Warum reicht die Zahl der ZFA trotzdem nicht?

Zum einen steigt die Zahl der Beschäftigten in Zahnarztpraxen seit Jahren, denn der Personalbedarf der Praxen nimmt tendenziell zu. Gründe dafür sind die (aufgrund der demografischen Entwicklung und der besseren Erschließung bislang unterversorgter Patientengruppen) steigenden Patienten- und Behandlungszahlen sowie der wachsende Umfang der an ZFA im Rahmen der zahnärztlichen Delegation übertragenen Aufgaben.

Zum anderen zeigen ZFA eine hohe Fluktuation und eine geringe Bindung an den Beruf. Viele ZFA steigen aus dem Beruf aus oder wechseln in andere Bereiche. Dies führt zu einem Verlust von Fachkräften und Know-how. Neben Faktoren wie Stress, Zeitdruck und einem vergleichsweise niedrigen Lohnniveau (vor allem im Vergleich zu Tätigkeiten in der Industrie) ist auch zu berücksichtigen, dass ZFA zum Zeitpunkt der Berufswahl noch recht jung sind (der Beruf ist besonders beliebt bei Haupt- und Realschülerinnen). Neben dem Fakt, dass nur 84,5% (Stand 2021) ihre Abschlussprüfungen bestehen, brechen zudem überdurchschnittlich viele ZFA-Azubis ihre Ausbildung vorzeitig ab – die Quote der vorzeitigen Vertragslösung lag im Jahr 2021 in den alten Bundesländern bei 39% (neue Bundesländer: 30%).

Auch MVZ von Mangel bei Praxispersonal betroffen

Nicht nur Praxen niedergelassener Ärzte und Zahnärzte, sondern auch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind von einem Mangel beim Praxispersonal betroffen. Dies ergab eine Befragung im Rahmen des Zi-MVZ-Panels. Rund zwei Drittel der MVZ beurteilten die Verfügbarkeit von nichtärztlichem medizinischem Personal als schlecht bis sehr schlecht. Bei MVZ mit ländlichem Standort kamen sogar drei Viertel zu dieser Einschätzung.

Informationen zur Versorgungssituation mit nichtärztlichem medizinischem Personal in der Humanmedizin finden Sie in unserer News vom 31.7.2023 (Drohender Versorgungsengpass durch fehlende MFA).

Quellen:

 

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
Arrow right icon