Umfrage liefert alarmierende Zahlen
Zahnarztpraxen in Deutschland stehen vor einer besorgniserregenden Personalkrise, die sich ohne entsprechende politische Maßnahmen weiter verschärfen könnte. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung (Zi) im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).
Laut der Umfrage bezeichnen nur etwa 30% der teilnehmenden Praxen ihre Personalsituation als gut oder sehr gut, 40% hingegen als schlecht oder sehr schlecht. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung: Rund 43% der Praxen mussten das Behandlungsangebot bereits reduzieren.
Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV, warnt: „Unsere Mitarbeitenden sind das Herz unserer Praxen. Ihre Arbeit ist entscheidend für eine qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung.“ Er appelliert an die Gesundheitspolitik, die bestehenden Versorgungsstrukturen nicht aufs Spiel zu setzen und die Rahmenbedingungen für inhabergeführte Praxen zu verbessern.
Mangel an zahnmedizinischen Fachkräften bedroht Praxiserfolg
Insbesondere Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), Zahnmedizinische Fachassistenz (ZMF) und Zahnmedizinische Verwaltungsassistenz (ZMV) werden dringend benötigt. Durchschnittlich gehen je offene Stelle lediglich 3,5 Bewerbungen ein, von denen jedoch nur knapp eine (0,9) dem Anforderungsprofil entspricht. Gründe dafür sind häufig mangelnde fachliche Kenntnisse und/oder fehlende Sprachkenntnisse. Die Personalsuche wird somit zu einer enormen Belastung für die Praxen, die im Schnitt sechs Monate für die Besetzung einer offenen Stelle benötigen. 54% der Praxen konnten in den letzten zwei Jahren nicht alle offenen Stellen besetzen.
Bürokratie als zusätzlicher Bremsklotz
Eine übermäßige Bürokratie stellt ein weiteres Hindernis dar, das die Fachkräftesituation verschärft. Sowohl Zahnärzte als auch Praxisteams sind aufgrund steigender Verwaltungsaufgaben bereits enorm belastet, was vielfach die Freude am Beruf trübt und zu Abwanderung in andere Berufe führt. Hendges fordert die Politik auf, unnötige bürokratische Hürden abzubauen, um Praxen wieder mehr Zeit für die Patientenversorgung zu ermöglichen.
Kommentar:
In einer Analyse der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2023 werden ZFA und Pflegekräfte als die beiden Top-Engpassberufe genannt (lesen Sie dazu unsere News vom 18.10.2023). Die vorliegenden Umfrageergebnisse zeigen, wie kritisch sich die Situation aus Sicht der Zahnarztpraxen darstellt. Die Schwierigkeiten von Zahnarztpraxen bei der Fachkräftegewinnung sind vor allem auf strukturelle Probleme, den demografischen Wandel und die Konkurrenz zu anderen Berufen zurückzuführen. Praxen können diesen Herausforderungen begegnen, indem sie die Attraktivität des Berufs erhöhen, Arbeitsbedingungen verbessern, in die Nachwuchsförderung investieren und moderne Rekrutierungsstrategien einsetzen.
Darüber hinaus sind jedoch auch politische Maßnahmen erforderlich, um die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zu verbessern. Schließlich ist die Verfügbarkeit von qualifiziertem Praxispersonal eine Grundvoraussetzung für die weitere Gewährleistung einer flächendeckenden Patientenversorgung.
Quelle: KZBV- Fachkräftemangel wirkt sich auf Praxisalltag aus