Fachrichtungsvergleich: Kinderärzte mit wirtschaftlichen Nachteilen

Fachrichtungsvergleich: Kinderärzte mit wirtschaftlichen Nachteilen

Kinder- und Jugendmediziner erzielen hinsichtlich Umsatz und Gewinn im Vergleich zu anderen medizinischen Fachgruppen schlechte Ergebnisse. Dies belegt eine aktuelle Auswertung des ATLAS MEDICUS® Infodienst. Bei der Kennziffer „durchschnittlicher Gesamtumsatz je Vertragsarzt“ landeten die Pädiater unter den untersuchten 19 Fachgruppen im ersten Halbjahr 2021 sogar auf dem letzten Platz. Die Position beim durchschnittlichen Gewinn je Vertragsarzt lag nur um einen Rang besser. Da Kinder- und Jugendärzte zu jenen Fachgruppen zählen, bei denen die Pandemie negative wirtschaftliche Spuren hinterließ, ist auch mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung eher von einer leicht negativen Tendenz auszugehen. Im ersten Halbjahr 2021 zeigte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit Blick auf das geringfügige Wachstum von nur 0,8% quasi eine Stagnation des Gesamtumsatzes.

Ostdeutsche Kinderärzte liegen bei Gewinn und Umsatzrendite vorn

Im Gegensatz zu den meisten anderen Fachgruppen zeigt sich beim Gewinn ein Standortvorteil für Kinderarztpraxen in Ostdeutschland. Während vertragsärztliche Pädiater in den neuen Bundesländern auf einen durchschnittlichen Überschuss in Höhe von knapp 176 Tsd. Euro/Jahr je Arzt kommen, müssen sich ihre Kollegen in den alten Bundesländern mit knapp 169 Tsd. Euro/Jahr (-4,2%) begnügen. Da der durchschnittliche Umsatz in Ostdeutschland unter dem westdeutschen Wert liegt, erklärt sich der höhere Gewinn in den neuen Bundesländern u.a. durch die dort gegebenen günstigeren Kostenstrukturen. Ostdeutsche Kinderärzte weisen deshalb eine höhere Umsatzrendite auf (55%) als ihre westdeutschen Kollegen (49,6%).

Privateinnahmen spielen in der Pädiatrie eine untergeordnete Rolle

Während sich in Westdeutschland aufgrund des relativ hohen Privatversichertenanteils für die meisten Fachgruppen deutliche Umsatzvorteile ergeben, ist der Anteil Privat- und Selbstzahlereinnahmen bei den Kinder- und Jugendärzten nur gering. Die Privatumsatzanteile von 18% (West) und 14,2% (Ost) sind relativ ausgeglichen, was auch den nur geringen Gesamtumsatzvorteil von knapp 26.000 Euro/Kinderarzt in Westdeutschland erklärt. Im ersten Halbjahr 2021 konnten die ostdeutschen Pädiater den Unterschied beim Gesamtumsatz mit einem Plus von 2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter nivellieren. Die Gesamtumsätze in Westdeutschland wuchsen nur um 0,6%.

 

Kommentar:

Bei der wirtschaftlichen Beurteilung des Gesundheitsmarkts und seiner Teilbranchen gilt es zu beachten, dass es sich bei den dargestellten Werten lediglich um Durchschnittswerte handelt. Je nach individuellem Leistungsspektrum und Honorarzusammensetzung können die Zahlen einzelner Praxen erheblich voneinander abweichen. Daneben bestimmen viele weitere – teilweise interdependente – Einflussfaktoren wie Praxisgröße, Region, Standort, Konkurrenzsituation, Kostenstruktur etc. die wirtschaftliche Situation. Bei Entscheidungen, die z.B. die strategische Ausrichtung oder größere Investitionen betreffen, oder für eine genaue Betrachtung der Ertragskraft und Wirtschaftlichkeit ist deshalb immer der detaillierte Blick auf die einzelne Praxis notwendig sowie ihre Positionierung in einem vergleichbaren Kontext.

Weitere detaillierte Informationen über den Gesundheitsmarkt und hilfreiche Analyse-Tools finden Sie auf www.rebmann-research.de.

Quelle: REBMANN RESEARCH GmbH & Co. KG

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