Die Gesamtzahl der 2021 in der ambulanten Versorgung von Schleswig-Holstein beschäftigten Ärzte ist im Vergleich zum Vorjahr um 99 auf rund 5.700 Ärzte angestiegen. Das geht aus dem „Faktenpapier zur medizinischen und pflegerischen Versorgung 2023“ der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein hervor. Die Erhebung erfasst neben dem pflegerischen und stationären Sektor Zahlen zu diversen Bereiche auf dem ambulanten Gesundheitsmarkt, zu welchen die niedergelassenen (Zahn-)Ärzte, Heil- und Hilfsmittelerbringer sowie der Rettungsdienst gehören.
Zahl der niedergelassenen Ärzte steigt bei zunehmendem Trend zur Anstellung
Laut Ärztekammer Schleswig-Holstein ist die Zahl der niedergelassenen Ärzte 2021 auf 3.931 leicht gesunken (zuvor: 3.959). Der zunehmende Trend von der Selbstständigkeit zur Anstellung setzt sich fort. Die Zahl der Angestellten und Praxisassistenten ist 2021 um fast 8% auf 1.777 angewachsen (zuvor: 1.650). Gründe dafür liegen in den flexiblen Möglichkeiten der Teilzeitarbeit und individuellen Arbeitszeitmodellen. Insgesamt waren 2021 somit 5.708 Ärzte im ambulanten Bereich beschäftigt.
Trend zur Spezialisierung führt zu sinkenden Hausarztzahlen vor allem auf dem Land, Facharztzahlen konstant aber ebenfalls Stadt-Land-Gefälle
Ein weiterer Trend geht hin zur Spezialisierung innerhalb der Ärzteschaft. Dies hat einen sinkenden Anteil an Hausärzten zur Folge, der aktuell (Ende 2022) bei 38,4% liegt und einer Ungleichverteilung zwischen Stadt und Land zu Ungunsten der ländlichen Regionen unterliegt. Der gegenwärtige Bedarfsplan zeigt ein Verhältnis zwischen Haus- und Facharztsitzen von 1.925 zu 3.083. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die demografische Entwicklung in der Ärzteschaft. Ein Drittel steht gegenwärtig insbesondere im Nordwesten des Bundeslandes kurz vor dem Ruhestand. Von den rund 2.000 Hausärzten in Schleswig-Holstein befinden sich 600 im Alter von 60 Jahren und älter, ca. die Hälfte hat mit einem Alter von mehr als 65 Jahren das Rentenalter bereits erreicht. Dennoch ist bislang für keine der Fachgruppen in Schleswig-Holstein eine (drohende) Unterversorgung zu verzeichnen, wenngleich Patienten insbesondere aus ländlichen Regionen nicht selten längere Wege zum Facharzt auf sich nehmen müssen. Die Konzentration auf städtische Gebiete ist hier noch stärker ausgeprägt als bei den Hausärzten. Der fachärztliche Bereich veränderte sich zahlenmäßig im vergangenen Jahr jedoch nur sehr gering. Zudem ist der bislang stetig gestiegene Anteil der mindestens 60-jährigen Fachärzte in den letzten beiden Jahren auf derzeit rund 30% gesunken.
Konstante Anzahl an Zahnmedizinern ebenfalls mit Trend zur Anstellung
Die Zahl der Zahnärzte und Kieferorthopäden verhält sich in den vergangenen Jahren sehr konstant. Ende 2021 war eine Zahl von 1.872 Zahnärzten und 147 Kieferorthopäden zu verzeichnen. Der Trend zur Anstellung zeigt sich auch bei den Zahnmedizinern. In nicht einmal zehn Jahren ist die Zahl um mehr als das Doppelte gestiegen, bei den Zahnärzten auf aktuell 422 (2013: 188), bei den Kieferorthopäden auf 21 (2013: 9).
Gestiegene Ausgaben für Heilmittelleistungen inklusive der Zuzahlungen der Versicherten
Zugelassene Heilmittelerbringer gab es Ende 2022 insgesamt 2.848. Die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen bezogen auf das Jahr 2021 befanden sich im Bereich von 310 Mio. Euro – ein Anstieg um 30 Mio. Euro. Die Zuzahlungen der Versicherten hinzugerechnet, ist eine Gesamtsumme für Heilmittelleistungen von 340 Mio. Euro zu verbuchen. Der mit Abstand größte Anteil entfällt mit 71% auf die Physiotherapie, gefolgt von der Ergotherapie (16%), der Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie (10%) und der Podologie (2%).
Ausgaben für Apotheken als bedeutendste Hilfsmittelerbringer und Rettungsdienst steigen, Gesamtvergütung auf neuem Höchstwert
Bei den Hilfsmittelerbringern zeigt sich im zweiten Jahr in Folge ein Anstieg auf Ende 2022 insgesamt 2.164. Trotz in den vergangenen Jahren stetig rückläufiger Zahlen bilden die Apotheken hier die größte Gruppe. Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen lagen im Jahr 2022 bei rund 1,57 Mrd. Euro.
Ausgaben für den Rettungsdienst beliefen sich 2022 auf rund 371 Mio. Euro. Ein Anteil von 4% davon entfällt auf die Luftrettung.
Schätzungen zur Gesamtvergütung 2022 in Schleswig-Holstein prophezeien einen Anstieg um voraussichtlich 70 Mio. Euro auf erstmals insgesamt 1,5 Mrd. Euro.
Kommentar:
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Bedeutung der Faktor Gesundheit für die Menschen und deren Lebenszufriedenheit hat. Dem SKL-Glückatlas 2022 zufolge leben in Schleswig-Holstein bundesweit die glücklichsten Menschen. Bereits zum zehnten Mal in Folge belegte Schleswig-Holstein den ersten Platz im Ranking. Im nördlichsten Bundesland Deutschlands hat die Bevölkerung aufgrund der hohen Attraktivität der Region und der vorherrschenden hohen Lebensqualität kontinuierlich zugenommen und liegt aktuell bei mehr als 2,9 Mio. Menschen. Der Anteil der Privatversicherten befand sich zum Stichtag 1.7.2022 bei 11,1%, jener der gesetzlichen Krankenversicherung bei 85,9% (Rest z.B. Sozialhilfeempfänger, Nicht-Versicherte).