Rund 70% der Assistenzärzte können die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten nicht einhalten, das zeigt jetzt eine Umfrage des Hartmannbundes. Etwa 500 junge Ärzte haben sich an der Umfrage beteiligt. Diese deckt erhebliche Probleme in der Arbeitsbelastung und Arbeitszeitdokumentation während der Weiterbildung auf. Die Probleme betreffen neben der Einhaltung gesetzlicher Pausenzeiten auch die Dokumentation von Überstunden.
Über 40% der Assistenzärzte haben Schwierigkeiten, ihre Überstunden zu dokumentieren, was oft durch digitale Systeme oder die Chefetage verhindert wird. Diese Missstände verdeutlichen die Notwendigkeit eines Kulturwandels in Krankenhäusern, um die Personalprobleme langfristig zu lösen. Der Hartmannbund betont, dass Lücken in der Patientenversorgung nicht durch unbezahlte Überstunden ausgeglichen werden können.
Fast die Hälfte bewertet ihren Arbeitgeber als mangelhaft
Mehr als 40% der Befragten bewerten die Personalsituation bei ihrem Arbeitgeber als mangelhaft. Bei jedem zehnten Assistenzarzt fehlt eine Ansprechperson für fachliche Fragen, weshalb 36% der Befragten bereits über einen Berufswechsel nachgedacht haben. Die Gründe hierfür sind Personalmangel, hohe Dienstbelastung, wenig Freizeit, mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten und fehlende Wertschätzung.
Ausbau der Digitalisierung dringend notwendig
Die meisten Arbeitgeber sehen keine Notwendigkeit zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. 86% der Befragten haben keine Möglichkeit, remote zu arbeiten und nur 17% werden in Prozessoptimierungen einbezogen. Angebote zur Stressreduktion oder Prävention gibt es nur bei 24% der Teilnehmer, die diese jedoch oft aus Zeitgründen nicht nutzen können. Im Bereich Digitalisierung bestehen ebenfalls große Defizite: 70% der Befragten berichten von Doppeldokumentationen und über 90% haben regelmäßig Schwierigkeiten mit der IT-Infrastruktur.
Kommentar:
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen eindringlich, dass ein umfassender Wandel bei den Arbeitsbedingungen von Assistenzärzten unumgänglich ist. Es ist dringend erforderlich, funktionierende Arbeitszeitmodelle zu implementieren, die IT-Infrastruktur voranzubringen und die Arbeit der Assistenzärzte wertzuschätzen, um die Arbeitszufriedenheit und Effizienz nachhaltig zu verbessern. Solche Maßnahmen sind nicht nur entscheidend für das Wohlbefinden der Ärzte, sondern auch essenziell, um die langfristige Versorgung der Patienten sicherzustellen, insbesondere vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft und dem steigenden Bedarf an medizinischer Betreuung. Die Forderung nach diesen Veränderungen ist dringlich und sollte von den Arbeitgebern nicht nur ernst genommen, sondern auch zeitnah umgesetzt werden, um eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Quelle: Hartmannbund – Assistenzärzt:innen-Umfrage 2024: „Wir brauchen Veränderungen – jetzt!“