Der Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist geprägt von stetigen Verbesserungen im Bereich der Prävention, der Hospiz- und Palliativversorgung, der Stärkung der Stationspflege und der Hygiene insbesondere in den Krankenhäusern. Weiterhin ist man auf der Suche nach neuen, effizienteren Versorgungsstrukturen und der Erschließung von Effizienzreserven innerhalb und zwischen den bisher starr voneinander getrennten Sektoren, um u.a. den steigenden Ausgaben etwas entgegenzusetzen.
Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Ausgabenentwicklung?
Die Entwicklung der Ausgaben war im Jahr 2020 durch ernsthafte Schwankungen, hervorgerufen durch die Corona-Pandemie, gezeichnet. Neben zwar immer noch steigenden Einnahmen setzte sich der ohnehin bestehende Trend zum Ausgabenanstieg u.a. durch die demografische Entwicklung, die Zunahme chronischer Erkrankungen und die Fortschritte in der Medizin fort und wurde coronabedingt weiter verstärkt. Die Ausgabenbereiche haben sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 wie folgt entwickelt, die Veränderungsraten sind je Versicherten gerechnet:
- GKV-Ausgaben gesamt: +4,0% bei einem Anstieg der Versichertenzahl um 0,3%
- ambulante vertragsärztliche Behandlung: +7,3%
- zahnärztliche Behandlung (insgesamt): +0,3%
- Krankenhausbehandlungen: +1,7%
- Arznei- und Verbandsmittel: +5,4%
2020 lag der Ausgabenanstieg von 7,3% bzw. 989 Mio. Euro bei der ärztlichen Behandlung im Vergleich zu 2019 im deutlich überproportionalen Bereich (Grundlage vorläufige Einschätzungen der Krankenkassen). Für die zahnärztliche Behandlung hat die GKV im Jahr 2020 rund 42 Mio. Euro weniger ausgegeben als 2019. Dies entspricht erstmals seit Jahren einer Abnahme von 0,3% auf nun 14,97 Mrd. Euro. Auf den Zahnersatz entfielen 3,31 Mrd. Euro – in diesem Bereich sind Ausgabenrückgänge um ca. 14 Mio. Euro zu verzeichnen. Die GKV-Ausgaben für die anderen Bereiche der zahnärztlichen Versorgung sind 2020 um 1,2% gestiegen.
Wie gestaltet sich das Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis der GKV?
Insgesamt standen Einnahmen von 260 Mrd. Euro (Vorjahr: 250,4) Ausgaben der GKV im Jahr 2020 von rund 262,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 251,9) gegenüber. Absolut liegt der Ausgabenzuwachs damit bei 10,7 Mrd. Euro oder rund 43%. Damit ist ein Ausgabenüberschuss von 2,2 Mrd. Euro zu verzeichnen und die GKV erzielt damit nach drei Jahren erstmals wieder kein positives Ergebnis.
Was bedeutet das für die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds?
Der Gesundheitsfonds verzeichnete 2020 ein Defizit von 3,49 Mrd. Euro und verfügte zum Stichtag 15.1.2021 über eine Liquiditätsreserve von 5,9 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 12,2 Mrd. Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds entnommen, um die Folgen der Pandemie für die Leistungserbringer abzuschwächen. Adressaten waren in erster Linie Krankenhäuser (Ausgleichszahlungen für freigehaltene Betten sowie für neu geschaffene intensivmedizinische Behandlungseinheiten), Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Heilmittelerbringer; weitere Mittel flossen für Corona-Tests und Schutzmasken. Insgesamt führte der Bund dem Gesundheitsfonds im vergangenen Jahr 2020 insgesamt 9,9 Mrd. Euro aus Steuermitteln zu.
Quelle: E-MARKTWISSEN
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