Gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes erzielte die deutsche Medizintechnikindustrie 2023 einen Umsatz von 40,4 Mrd. Euro, was einem nominalen Zuwachs von 5,1% entspricht. Trotz des steigenden Umsatzes stehen die Unternehmen aufgrund hoher Kosten zunehmend unter Druck. Denn im Gegenzug stiegen die Erzeugerpreise real um 5,9%, und auch die Kosten für bürokratischen Aufwand tragen dazu bei. Mit Blick auf die ersten beiden Monate 2024 lag der Branchenumsatz vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge nominal rund 4% über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Umsatzsteigerung überwiegend auf Ausland, vor allem EU-Länder, zurückzuführen
Der 2023 zu verzeichnende Umsatzanstieg resultiert hauptsächlich aus dem Auslandsgeschäft, das um rund 6% wuchs. Führender Umsatztreiber beim Auslandsgeschäft ist der Markt mit den EU-Ländern (+10 Prozentpunkte), gefolgt vom wichtigsten Einzelzielland den USA (+4 Prozentpunkte). Vergleichsweise schwach, aber immer noch im klar positiven Bereich, zeigt sich der Umsatz mit China (+1,5 Prozentpunkte).
Finanzschwierigkeit der Krankenhäuser wichtiger Faktor für schwächelndes Inlandsgeschäft
Das Inlandsgeschäft wuchs mit einem Umsatz von 13 Mrd. Euro lediglich um rund 3%. Eine bedeutende Herausforderung für das Inlandsgeschäft sind die finanziellen Schwierigkeiten vieler deutscher Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verzeichnete Ende 2023 einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen und erwartet 2024 ein Rekordinsolvenzjahr – eine Entwicklung, die gleichermaßen Pflegeeinrichtungen betrifft.
Regulierungswut und Materialbeschränkungen tun Übriges
Die finanzielle Schieflage der stationären Einrichtungen beeinträchtigt die Ertragslage der Medizintechnikunternehmen, die zudem durch neue Regulierungen und Materialbeschränkungen wie der geplanten Beschränkung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen weiter belastet werden. Vor diesem Hintergrund betont der Branchenverband SPECTARIS die Notwendigkeit, Deutschland wieder zu einem attraktiven Gesundheitsstandort zu machen.
Kommentar:
Auslöser der sich häufenden Krankenhausinsolvenzen ist die Coronakrise. Die Lockdown-Maßnahmen und die politisch verordnete Freihaltung von Kapazitäten in den Jahren 2020 und 2021 haben zu einem Einbruch des stationären Leistungsgeschehens geführt, von dem sich die Krankenhäuser nicht erholt haben. Die Folgen sind stagnierende stationäre Fallzahlen, Personalmangel und Unsicherheiten bei der Finanzierung. Inflation und Investitionsstau verschärfen die Situation zusätzlich. Nach dem Auslaufen staatlicher Hilfspakete geraten daher immer mehr Krankenhäuser in die Insolvenz. 2022 konnte nur noch jedes vierte Krankenhaus einen positiven Jahresabschluss verbuchen (2021 war es noch ein Drittel), während mehr als die Hälfte einen defizitären Abschluss hinnehmen musste. Insbesondere öffentliche Krankenhäuser sind überdurchschnittlich davon betroffen.
Krankenhausinsolvenzen wirken sich auf die Innovationskraft im deutschen Gesundheitswesen aus
Insolvenzen von Krankenhäusern haben weitreichende Auswirkungen auf die Innovationsdynamik im deutschen Gesundheitswesen. Sie behindern die Fähigkeit, in neue Technologien zu investieren, qualifiziertes Personal zu halten, moderne Infrastrukturen zu unterhalten und in Forschung und Entwicklung zu investieren. Langfristig kann dies die Fähigkeit des Gesundheitswesens, moderne und effektive Behandlungsmethoden zu entwickeln und anzuwenden, erheblich beeinträchtigen und somit auch die Innovationskraft im Bereich der Medizintechnik merklich schwächen.
Quelle: SPECTARIS – Deutsche Medizintechnik 2023: 5 Prozent Umsatzplus mit Schattenseiten