Frauenheilkunde in Deutschland: Wo liegen die höchsten Honorarpotenziale?

Frauenheilkunde in Deutschland: Wo liegen die höchsten Honorarpotenziale?

Bei den vertragsärztlichen Gynäkologen kommt es beim Gewinn zu einem deutlichen West-Ost-Gefälle. Dies geht aus den aktuellen Zahlen der Heilberufedatenbank ATLAS MEDICUS® hervor. Demnach ergab sich für die westdeutschen Frauenärzte im Jahr 2020 ein durchschnittlicher Überschuss von rund 203.000 Euro und damit ein Plus von 26% im Vergleich zu ihren ostdeutschen Kollegen (rund 161.000 Euro). Die nähere Analyse zeigt, dass sich der Gewinnvorteil in Westdeutschland auf wesentlich höhere Werte bei den durchschnittlichen Honorarumsätzen zurückführen lässt. Die Kostenstruktur liegt mit einem Anteil am Gesamtumsatz in Höhe von durchschnittlich 48,54% (West) bzw. 47,08% (Ost) sogar leicht zugunsten der Gynäkologen in den neuen Bundesländern.

Gynäkologen in Niedersachsen auf Platz 1 beim Umsatzpotenzial

Die Gesamthonorare (GKV- und Privateinnahmen) verteilen sich bei der Fachgruppe der Frauenärzte auch innerhalb der alten und neuen Bundesländer zum Teil sehr unterschiedlich. Der bundesweite Vergleich der 17 Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zeigt erhebliche Abweichungen (vgl. Abb.). Spitzenreiter sind die Frauenärzte in Niedersachsen mit einem durchschnittlichen Gesamtumsatz von rund 435.000 Euro. Auch Gynäkologen in Hamburg, Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben nennenswerte Umsatzvorteile in Höhe von 7 und 9% gegenüber dem Bundesdurchschnitt. Demgegenüber ist die Ausgangsposition für Frauenärzte in Brandenburg und Sachsen-Anhalt besonders schlecht. Hier liegt das Umsatzpotenzial mit nur 286.000 und 287.000 Euro um fast 24% unter dem Bundesdurchschnitt. Gegenüber den Kollegen in Schleswig-Holstein ergibt sich ein Minus von 34% bzw. fast 150.000 Euro.

Abb. Regionale Abweichungen der Umsatzpotenziale der Gynäkologen vom Bundesdurchschnitt 2020

Kartendarstellung: Gesamtumsatzpotenzial (GKV- und Privatumsätze) nach KV-Region

Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas siehe auch www.rebmann-research.de

 

Kommentar:

Strategische Leistungsausrichtung kann nachteilige regionale Einflüsse auf das Umsatzpotenzial kompensieren

Die Auswertung zeigt, dass sich hinsichtlich des durchschnittlichen Gesamtumsatzpotenzials je nach KV-Region zum Teil sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen ergeben können. Als Hauptursache für die nachteiligen Umsatzpotenziale in Ostdeutschland lassen sich die deutlich geringeren Privatpatientenanteile im Vergleich zu Westdeutschland identifizieren. Das Privat-Umsatzpotenzial ostdeutscher Gynäkologen liegt um rund 50% unter dem Bundesdurchschnitt. Während dies in den meisten neuen Bundesländern durch vergleichsweise hohe GKV-Umsatzpotenziale zumindest teilweise wettgemacht wird, erklärt sich die schlechte Gesamtlage in Brandenburg und Sachsen-Anhalt dadurch, dass in beiden Regionen auch das GKV-Umsatzpotenzial um 9,1% bzw. 6,7% unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Strategische Leistungsausrichtung kann nachteilige regionale Einflüsse auf das Umsatzpotenzial kompensieren

In der Einzelfallbetrachtung muss eine ungünstige Ausganglage beim Gesamtumsatzpotenzial jedoch nicht zwangsläufig zu einem schlechten Ergebnis führen. Die Analyse der Konkurrenzsituation im ATLAS MEDICUS® Marktatlas belegt, dass in Brandenburg und Sachsen-Anhalt das Patientenpotenzial je Arzt im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch und damit der Konkurrenzdruck niedrig liegt. Neben einer effizienten Praxisorganisation und einem guten Kostenmanagement können deshalb umsatzsteigernde Maßnahmen zielführend sein. Hierbei gibt es viele Ansatzpunkte wie z.B. ein professionelles Recall-Management für Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, spezielle Sprechstundenangebote (z.B. Teenager-Sprechstunden, Abendsprechstunden für berufstätige Frauen etc.) oder ein Ausbau von IGeL-Angeboten. Besonders vielversprechend sind spezialisierte Leistungsangebote. Ein Beispiel für das ergebnissteigernde Potenzial einer Angebotsprofilierung im gynäkologischen Bereich bietet das ambulante Operieren. Laut ATLAS MEDICUS® Infodienst liegt der Gewinnvorteil der operativ tätigen vertragsärztlichen Gynäkologen gegenüber ihren konservativ tätigen Kollegen bei durchschnittlich 17% (Ostdeutschland). Im Vorfeld strategischer Entscheidungen, die größere Investitionen in die technische, räumliche oder personelle Ausstattung einer Praxis erfordern, sollte jedoch eine umfassende Analyse der Nachfrage- und Wettbewerbssituation im Einzugsgebiet der Praxis erfolgen.

Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas siehe auch www.rebmann-research.de

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