Geriatrische Medizin: Welche Regionen punkten beim Patientenpotenzial?

Geriatrische Medizin: Welche Regionen punkten beim Patientenpotenzial?

Deutschlands Bevölkerung wird immer älter. Dies zeigt sich am sog. Altenquotient, dem Verhältnis der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) zur Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (von 20 bis 66 Jahren). Den Prognosen des Statistischen Bundesamtes zufolge kommen im Jahr 2035 – je nach Höhe des Wanderungssaldos zwischen 41 bis 43 Personen ab 67 Jahren auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Damit wird sich der Altenquotient im Jahr 2035 weiter deutlich zulasten der jüngeren Bevölkerungsgruppen von 31 (2020) auf 43 bis 46 (ohne Berücksichtigung der Effekte der Pandemie) verschieben. Bundesweit befinden sich gegenwärtig durchschnittlich rund 22% der Bevölkerung im Rentenalter von über 65 Jahren. Bei der Altersstruktur gibt es jedoch innerhalb Deutschlands je nach KV-Region zum Teil erhebliche Abweichungen. Dies verdeutlicht auch eine aktuelle Auswertung aus dem Atlas Medicus Marktatlas (vgl. Abb.).

Hohe Überalterung in den ostdeutschen Bundesländern

Da das Alter der Bevölkerung direkte Auswirkungen auf die Morbidität und damit den Behandlungsbedarf hat, beeinflusst die Altersentwicklung auch das Leistungsgeschehen in der Gesundheitsversorgung. Insbesondere für Arztpraxen, die aufgrund der Fachrichtung, einer entsprechenden Spezialisierung oder anderer persönlicher/fachlicher Gründe auf die Behandlung der Gruppe der Senioren ausgerichtet sind, ist deshalb das Patientenpotenzial > 66 Jahre von Interesse. In der Karte zeigen grüne Einfärbungen jene Regionen an, in denen diese Altersgruppe (jeweils in Relation zum Bundesdurchschnitt) gegenwärtig besonders stark vertreten ist.

Hierbei fallen die ostdeutschen Bundesländer – und insbesondere Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen – mit Abweichungen von mehr als 20% vom Bundesdurchschnitt und damit hohen Bevölkerungsanteilen im Rentenalter auf, während vor allem in Deutschlands Süden jüngere Altersgruppen vorherrschen.

Abb.: Patientenpotenzial der Altersgruppe > 65 nach Region – Gesamtdeutschland

Patientenpotenzial der Altersgruppe 66+ nach deutschen KV-Regionen

Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas 2023

Hinweis: Die Karte zeigt die Abweichung des Patientenpotenzials > 65 Jahre der einzelnen Regionen vom Durchschnitt der ausgewählten Gesamtregion (in Prozent). Die (dunkel)grüne Einfärbung der Karte zeigt Regionen an, in denen die Altersgruppe der Über-65-Jährigen besonders stark vertreten ist. Ein umgekehrter Zusammenhang liegt bei einer roten Einfärbung vor.

 

Kommentar:

Das Patientenpotenzial nach Altersgruppen kann neben weiteren Faktoren wie u.a. der Konkurrenzsituation oder des Einkommenspotenzials wichtige Informationen bezüglich einer Niederlassungs- oder Expansionsentscheidung sowie für die strategische Ausrichtung einer Praxis bieten. Insbesondere in den dunkelgrün gekennzeichneten Regionen kann eine Spezialisierung auf den Bereich der Altersmedizin oder auf chronische Erkrankungen sowie die Zusammenarbeit mit Altenpflegeeinrichtungen sinnvoll sein. Umgekehrt bieten rot eingefärbte Regionen eher Potenziale im spezialisierten Leistungsbereich für Erwerbstätige sowie für Vorsorgeleistungen. Hierbei lohnt sich ein detaillierterer Blick in den Marktatlas: Dieser liefert neben den Altersstrukturen nicht nur weitere wichtige Informationen zu Umsatzpotenzialen, Konkurrenzsituation etc., sondern erlaubt auch eine Darstellung der Situation in den einzelnen Landkreisen – auf Wunsch bis auf Postleitzahlebene.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) – Bis 2035 wird die Zahl der Menschen ab 67 Jahre um 22 % steigen

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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