Aktuell liegt der Wert Gesundheit in Deutschland noch vor Freiheit und Familie auf Platz eins. Dies geht aus dem im April veröffentlichten Werteindex 2022, einer regelmäßig von Bonsai Research durchgeführten Social-Media-Studie zum gesellschaftlichen Wandel hervor.
Abb. Entwicklung Werteindex 2012-2022
Quelle: Bonsai Research
Die KI-gestützte Auswertung von knapp 19 Mio. Social-Media-Beiträgen (vgl. Abb.) zeigt, dass die Wertschätzung und Beschäftigung mit der Gesundheit in den Pandemiejahren zugenommen hat und gleichzeitig viele andere Lebensbereiche prägt. Wie prägend hierbei die Pandemie ist, kommt darin zum Ausdruck, dass sich 50% der Posts zum Thema Gesundheit im zweiten Halbjahr 2021 auf Corona beziehen und hierbei insbesondere auf Fragen zu drohenden individuellen (Langzeit-)Folgen sowie auf die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft. 14% der Posts beschäftigten sich mit Gesundheitspolitik – und damit deutlich mehr als in früheren Jahren. Gleichzeitig fällt auf, dass das Thema Gesundheit im Alltag an Präsenz gewonnen hat, was sich auch in der Sprache in Ausdrücken wie „Bleib gesund!“ niederschlägt. Der Anteil der Beiträge, die sich auf die Kombination Lifestyle und Gesundheit beziehen, hat gegenüber den Vorjahren deutlich (auf 3%) abgenommen. Es lässt sich jedoch beobachten, dass die Pandemie zu vermehrten Aufrufen in den sozialen Medien zu mehr Bewegung, gesünderer Ernährung und besserer Vorbeugung geführt hat. Ferner bescheinigen die Autoren den Deutschen einen pragmatischen Umgang mit der Pandemie und die Entwicklung einer gewissen Resilienz auch im Hinblick auf weitere Krisensituationen wie z.B. den aktuellen Krieg in der Ukraine.
Kommentar:
Neben der zunehmenden Wertschätzung der Gesundheit innerhalb der deutschen Bevölkerung tragen auch der medizinisch-technische Fortschritt und die demografische Entwicklung zu einer steigenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen bei. Bereits vor der Pandemie war die „Erhaltung von Fitness und Gesundheit“ für viele ein wesentlicher Bestandteil des Lebensstils. Die Pandemie hat darüber hinaus deutlich gemacht, wie wichtig eine funktionierende ambulante und stationäre Gesundheitsinfrastruktur ist. Die Gesundheitswirtschaft gilt als eine der zukunftsträchtigsten Branchen Deutschlands. Dabei zeichnet sich der Gesundheitsmarkt neben seiner charakteristischen Krisenfestigkeit und der ständig wachsenden Nachfrage auch dadurch aus, dass er einen besonderen Beitrag zur Stärkung der Binnenwirtschaft in der traditionell auf den Export ausgerichteten deutschen Wirtschaft leistet. Neben dem kontinuierlich steigenden Anteil am Bruttoinlandsprodukt nimmt auch die Bedeutung für die Beschäftigung zu. Mit einem Gesamtausgabenvolumen von knapp 441 Mrd. Euro (2020) und rund 7,5 Mio. Beschäftigten (Summe 1. und 2. Gesundheitsmarkt) ist das Gesundheitswesen inzwischen der bedeutendste Arbeitgeber Deutschlands und eine tragende Säule der Volkswirtschaft.
Quelle: Bonsai GmbH – Der neue Werteindex: Wie Deutschland denkt und fühlt