GKV schließt 2023 mit Minus von 1,9 Mrd. Euro ab

GKV schließt 2023 mit Minus von 1,9 Mrd. Euro ab

Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichneten Ende 2023 ein Defizit in Höhe von 1,9 Mrd. Euro. Dies geht aus dem vorläufigen Finanzergebnis für 2023 hervor. Grund für das schlechte Abschneiden der Kassen ist laut BMG ein aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz resultierender Sondereffekt. Demzufolge waren die Krankenkassen verpflichtet, in 2023 insgesamt 2,5 Mrd. Euro ihrer Finanzreserven an den Gesundheitsfonds abzuführen.

Dem vorläufigen Finanzergebnis zufolge lagen die Einnahmen der Kassen im Gesamtjahr 2023 bei 304,4 Mrd. Euro. Die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen setzen sich aus den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds und aus den Zusatzbeträgen (deren Höhe die Krankenkassen jeweils selbst festlegen) zusammen. Der Gesundheitsfonds wiederum speist sich aus den Beiträgen der GKV-Mitglieder, der Arbeitgeber sowie aus Steuermitteln. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der Krankenkassen lag wie zu Jahresbeginn bei 1,51% und somit unterhalb des für das Jahr 2023 bekannt gegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 1,6%.

Die Finanzreserven der Kassen lagen Ende 2023 bei 8,4 Mrd. Euro (rund 0,3 Monatsausgaben) und damit rund dem eineinhalbfachen Wert der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben.

Der Gesundheitsfonds schloss mit einem Defizit in Höhe von 3,3 Mrd. Euro ab. Die Liquiditätsreserve bezifferte sich zum Stichtag 15.1.2024 auf ca. 9,4 Mrd. Euro.

Leistungsausgaben für ambulante ärztliche Behandlung wachsen stark unterdurchschnittlich

Die Gesamtausgaben 2023 lagen bei 306,2 Mrd. Euro, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 5% entspricht. Die Zahl der Versicherten erhöhte sich um 0,9%. Die Leistungsausgaben der Kassen stiegen gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 um 5,2%, während sich die Verwaltungskosten um 1,6% erhöhten. Die einzelnen Leistungsbereiche entwickelten sich im Vergleich zum Vorjahr wie folgt:

  • Krankenhausbehandlung: +7,0% (+6,1 Mrd. Euro)
    Als Ausgabentreiber identifizierte das BMG wie bereits im Vorjahr die starke Steigerung bei den Pflegepersonalkosten um 9,8% oder 1,8 Mrd. Euro (die seit 2020 aus den DRG-Pauschalen ausgegliedert sind) und der weiteren Aufwendungen um 5,2% (3,2 Mrd. Euro). Ferner ergab sich bei den Aufwendungen für stationäre psychiatrische Behandlungen ein deutlicher Anstieg um +13,5% (1,1 Mrd. Euro).
  • Ärztliche Behandlung: +1,7%
    Der vergleichsweise moderate Anstieg erklärt sich u.a. durch die stark rückläufigen Zahlen bei den coronaspezifischen Abrechnungsziffern (z.B. Testungen).
  • Arznei- und Verbandsmittel: +2,9%
    Im Arzneimittelbereich trug die Erhöhung der gesetzlichen Rabatte pharmazeutischer Unternehmer (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz) zur Eindämmung der Ausgaben bei, die erstmals seit 2018 wieder erheblich unter dem durchschnittlichen Leistungsausgabenanstieg lagen.
  • Heilmittel: +9,1%
    Der starke Anstieg bei den Heilmitteln ist insbesondere in den Honorarverbesserungen für die Heilmittelerbringer begründet.
  • Hilfsmittel: +7,3%
  • Krankengeld: +6,4%
  • Zahnärztliche Behandlung ohne Zahnersatz: +5,6%
  • Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen: +9,5%

Hinweis: Mangels (vollständig) vorliegender Abrechnungsdaten beruhen die angegebenen Werte in vielen Leistungsbereichen zum Teil auf Schätzungen.

 

Kommentar:

Das GKV-System steht vor multiplen Herausforderungen. Laut Prognose des GKV-Schätzerkreises werden die Gesamtausgaben im laufenden Jahr erstmals die Marke von 300 Mrd. Euro überschreiten. Den prognostizierten Ausgaben in Höhe von 314 Mrd. Euro stehen erwartete Einnahmen des Gesundheitsfonds von lediglich 283 Mrd. Euro gegenüber. Neben der sich weiter öffnenden Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben zeichnen sich weiter wachsende Versorgungsprobleme sowie zunehmender Unmut der Leistungserbringer ab. In einer konzertierten Aktion haben jüngst die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände einen klaren politischen Kurswechsel gefordert. Sie werfen der Ampel-Regierung u.a. einen Anstieg der bürokratischen Belastung, die Investition in überflüssige neue Strukturen sowie inhaltliche Schwachpunkte bei den geplanten Reformen vor.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
Arrow right icon