Die Analyse der weltweiten Daten zur Lebenserwartung und Ärztedichte zeigt deutliche regionale Unterschiede. Dies geht aus dem Datenreport 2024 der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) hervor. Während die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit 73 Jahre beträgt und die Ärztedichte bei 17,3 pro 10.000 Einwohner liegt, variieren die Werte zwischen den einzelnen Ländern und Kontinenten erheblich.
Kontinentale Trends auf einen Blick
Afrika weist die niedrigsten Zahlen auf: In Westafrika liegt die Lebenserwartung bei nur 59 Jahren, während die Ärztedichte lediglich 2,7 beträgt. Auch Zentralafrika und Ostafrika kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen. Im Gegensatz dazu zeigen Europa, Nordamerika und Teile Asiens deutlich bessere Werte. Südeuropa und Nordeuropa erreichen eine Lebenserwartung von 82 bzw. 81 Jahren, bei einer Ärztedichte von 43,8 und 39 pro 10.000 Einwohner. Asien zeigt große Unterschiede innerhalb der Region. Ostasien hebt sich mit einer Lebenserwartung von 78 Jahren positiv hervor, während Südasien und Südostasien mit jeweils 72 Jahren und einer Ärztedichte von etwa 8 Ärzten pro 10.000 Einwohner unter dem globalen Durchschnitt liegen.
Abb.1: Kontinentaler Vergleich von Lebenserwartung und Arzt-Einwohner-Korrelation
Quelle: DWS, Darstellung: Rebmann Research
Von Guinea bis Kuba: Die weltweiten Extremwerte
Ein Blick auf die extremen Werte der Ärztedichte je 10.000 Einwohner in den zehn Ländern mit den höchsten und niedrigsten Werten zeigt eine drastische Diskrepanz sowohl in der Anzahl der Ärzte als auch in der Lebenserwartung. Die unteren zehn Länder – darunter Guinea, Niger, die Zentralafrikanische Republik, Sierra Leone und der Südsudan – weisen eine Lebenserwartung von nur 57 bis 62 Jahren auf. Besonders alarmierend ist die äußerst geringe Ärztedichte, die in diesen Ländern bei 0,2 bis 0,4 Ärzten pro 10.000 Einwohner liegt. Diese Zahlen unterstreichen die gravierenden Mängel in der medizinischen Versorgung und Infrastruktur.
Abb. 2: Lebenserwartung und Arzt-Einwohner-Korrelation: Die Extreme
Quelle: DWS, Darstellung: Rebmann Research
Im Gegensatz dazu ragen die obersten 10 Länder – angeführt von Kuba, Monaco und Schweden – positiv hervor. Kuba beeindruckt mit der weltweit höchsten Ärztedichte von 94,3 Ärzten pro 10.000 Einwohner, während Monaco mit einer Lebenserwartung von 84 Jahren Spitzenreiter ist. Länder wie Schweden, Belgien und Griechenland weisen ebenfalls sowohl eine hohe Ärztedichte (über 60) als auch eine Lebenserwartung von 81 bis 83 Jahren auf.
Afrika: Eine Region in der Gesundheitskrise
Afrika zeigt die weltweit prekärste Situation in Bezug auf Lebenserwartung und medizinische Versorgung. Länder wie Niger und die Zentralafrikanische Republik gehören zu den Schlusslichtern: Die Lebenserwartung liegt hier bei 61 bzw. 57 Jahren, während nur 0,2 Ärzte auf 10.000 Einwohner kommen. Auch andere Länder wie Sierra Leone, Südsudan und Tschad erreichen nur marginal höhere Werte. Selbst in den bessergestellten afrikanischen Ländern, wie Südafrika (67 Jahre Lebenserwartung, 8,1 Ärzte auf 10.000 Einwohner), bleibt der Zugang zur Gesundheitsversorgung eine Herausforderung. Die geringe Ärztedichte korreliert stark mit der niedrigen Lebenserwartung, was den dringenden Bedarf an Investitionen in das Gesundheitssystem verdeutlicht.
Europa: Führend in Lebenserwartung und medizinischer Versorgung
Europa steht an der Spitze der globalen Gesundheitsversorgung. Südeuropa und Westeuropa verzeichnen die höchsten Lebenserwartungen von 82 Jahren, bei einer Ärztedichte von über 40 pro 10.000 Einwohner. Länder wie Monaco und Norwegen stechen mit besonders hohen Werten hervor. Monaco führt mit einer außergewöhnlichen Ärztedichte von 88,9 und einer Lebenserwartung von 84 Jahren die Liste an. Auch Schweden liegt mit einer Ärztedichte von über 70 deutlich über dem Durchschnitt. In Osteuropa hingegen sind die Werte etwas niedriger: Die Lebenserwartung beträgt dort durchschnittlich 74 Jahre, und die Ärztedichte liegt bei 37,7. Dennoch zeigt die Region insgesamt eine bessere Gesundheitsversorgung als viele andere Teile der Welt.
Asien: Ein Kontinent der Gegensätze
In Asien existieren große Unterschiede zwischen den Ländern. Ostasien weist mit einer Lebenserwartung von 78 Jahren und einer Ärztedichte von 25,3 positive Werte auf. Japan ragt hier mit einer Lebenserwartung von 84 Jahren und einer eher durchschnittlichen Ärztedichte von 26,1 hervor. Südasien und Südostasien hingegen bleiben mit einer Lebenserwartung von 72 Jahren und einer Ärztedichte von etwa 8 Ärzten pro 10.000 Einwohner hinter dem globalen Durchschnitt zurück. Länder wie Afghanistan (Lebenserwartung: 66 Jahre, Arzt-Einwohner-Relation: 2,5) verdeutlichen die Herausforderungen in der Region.
Lateinamerika: Fortschritte in der Gesundheitsversorgung
Lateinamerika zeigt gemischte Ergebnisse. Während Zentralamerika mit einer Lebenserwartung von 75 Jahren und einer Ärztedichte von 21,9 gute Werte erzielt, weisen die Karibischen Inseln mit 36,4 Ärzten eine außergewöhnlich hohe Ärztedichte auf. Kuba sticht besonders hervor: Trotz wirtschaftlicher Einschränkungen beträgt die Ärztedichte hier 94,3 – der höchste Wert weltweit.
Kommentar:
Die Zahlen machen deutlich, dass der Zugang zu medizinischer Versorgung weltweit ungleich verteilt ist. Regionen mit gut ausgebauten Gesundheitssystemen, wie Europa und Ostasien, profitieren von höheren Lebenserwartungen und einer hohen Ärztedichte. In Afrika und Teilen Südasiens hingegen führen mangelnde medizinische Ressourcen zu niedrigen Lebenserwartungen.
Die globale Gemeinschaft ist gefordert, diese Ungleichheiten zu adressieren. Investitionen in die Ausbildung medizinischen Personals, die Bereitstellung grundlegender Gesundheitsinfrastruktur und eine gerechtere Verteilung von Ressourcen sind zentrale Maßnahmen, um die Lebensqualität weltweit zu verbessern. Nur durch gemeinsames Handeln können die gravierenden Unterschiede in der Gesundheitsversorgung überwunden werden.
Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung – Datenreport 2024