Großpraxen in der Radiologie, Strahlentherapie und Labormedizin besonders beliebt

Großpraxen in der Radiologie, Strahlentherapie und Labormedizin besonders beliebt

Größere Praxisstrukturen – sei es in Form von Kooperationen oder Praxen mit angestellten Ärzten – liegen mittlerweile bei fast allen humanmedizinischen Fachgruppen im Trend. Doch noch sind besonders große Standorte mit 5 Ärzten und mehr eher selten. Dies geht aus einer aktuellen Atlas Medicus-Auswertung hervor. Bundesweit zeichnen sich momentan lediglich rund 2,5% aller Praxen durch eine entsprechende Größe aus. Dabei gibt es zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Fachgruppen. Wie der Atlas Medicus Marktatlas zeigt, sind Praxen mit mindestens 5 Ärzten vor allem in der Radiologie und der Strahlentherapie beliebt. Innerhalb dieser Fachgruppen liegt der Anteil der Großpraxen bei mehr als 35% bzw. mehr als 28%. Überdurchschnittlich viele große Praxen finden sich auch in der Labormedizin (knapp 13%), der Nuklearmedizin (knapp 7%) und der Pathologie rund 6%. Verschwindend gering ist der Großpraxenanteil bei den Facharztinternisten ohne Spezialisierung (0,1%) sowie den Orthopäden und Hausarztinternisten (jeweils 0,2%).

Abb. Anteil der Großpraxen (≥ 5 Ärzte) nach Fachgruppen: Top Five und Bottom Five

Abbildung der 5 Fachrichtungen mit den jeweils größten und den geringsten Anteilen an Großpraxen

Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas (2024), Stand 05/2023); www.rebmann-research.de

 

Kommentar:

Großpraxen bieten insbesondere bei geräteintensiven Fachgruppen mit hohem Investitionsbedarf klare wirtschaftliche Vorteile. Doch neben rein wirtschaftlichen Gründen sind die aktuellen strukturellen Veränderungen der Angebotsstrukturen auch als Antwort auf zentrale Trends auf dem ambulanten Markt zu interpretieren.

Hoher Anspruch an Technologie

Fachgebiete wie Radiologie, Strahlentherapie und Labormedizin erfordern oft hoch spezialisierte und kostspielige Ausrüstung. Größere Praxen können sich diese Ressourcen dank der Verteilung auf mehrere Schultern eher leisten. Mit der Aufteilung der Investitionen geht auch – bezogen auf den einzelnen Arzt – eine erhebliche Verringerung des wirtschaftlichen Risikos einher.

Bessere Geräteauslastung und weitere Synergien

Darüber hinaus ermöglicht die verbesserte Auslastung von Geräten und Praxisinfrastruktur in Großpraxen eine effizientere Nutzung der Ressourcen. Durch die Koordination von Terminen und die gemeinsame Nutzung von medizinischen Geräten, Personal etc. können Auslastung und die Effizienz insgesamt gesteigert werden, was wiederum zu einer höheren Rentabilität der Praxis führt. Hinzu kommt, dass größere Praxen eine breitere Palette von (spezialisierten) Dienstleistungen anbieten können, was mit Wettbewerbsvorteilen verbunden ist.

Großpraxen besser mit Präferenzen junger Ärzte vereinbar

Die Entscheidung für Großpraxen kann jedoch nicht allein auf wirtschaftlichen Überlegungen basieren. Sie ist auch eine Reaktion auf strukturelle Veränderungen im ambulanten Gesundheitsmarkt. Junge Mediziner bevorzugen oft eine Anstellung in Großpraxen aufgrund der Aussicht auf überschaubare und flexible Arbeitszeiten. Dies steht im Kontrast zu der hohen und häufig unvorhersehbaren Arbeitsbelastung in kleineren Praxen oder in der Selbstständigkeit. Die Belastung durch hohe Investitionen und finanzielle Unsicherheiten, die mit dem Betrieb einer eigenen Praxis verbunden sind, wird vergleichsweise in Großpraxen minimiert. Die Anstellung in einer solchen Praxis bietet daher eine attraktive Alternative für Ärzte, die eine ausgewogene Work-Life-Balance und eine stabilere finanzielle Grundlage suchen.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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