Hohe Unzufriedenheit bei der Weiterbildung zum Facharzt

Hohe Unzufriedenheit bei der Weiterbildung zum Facharzt

Einer Umfrage des Marburger Bundes zufolge sind mehr als die Hälfte der Ärzte mit ihrer Weiterbildung weniger oder nicht zufrieden. Dies ist auf mehrere Punkte zurückzuführen.

Fehlende Zeit und Personalmangel erschweren die Weiterbildung

84% der Befragten geben an, dass Personalengpässe das größte Hindernis bei der Facharztweiterbildung sind. Für Kliniken ist die Gewinnmaximierung oft wichtiger als die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden. Durch den Personalmangel verschärft sich dieses Problem noch weiter, da die verfügbare Zeit für Weiterbildungen abnimmt. Ein weiteres massives Problem, das sich hieraus ergibt, sind die unzureichenden Rotationen. Bei Personalengpässen werden die Rotationen kurzfristig unterbrochen, da die Ärztinnen und Ärzte dort eingesetzt werden, wo sie gerade benötigt werden. Rund 51% sind von diesem Problem betroffen.

Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Vor allem junge Ärztinnen und Ärzte sind auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen angewiesen. Allerdings fördert der Arbeitgeber nur bei 20% die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei 21% der Befragten wurde ein Kompromiss gefunden, während sich 39% mehr Flexibilität seitens des Arbeitgebers wünschen. Für 20% gibt es überhaupt keine Unterstützung.

Mangelnde Struktur und unzureichendes Feedback

Viele Ärzte vermissen die für sie wichtige Struktur der Weiterbildung. So haben nur 15% der Befragten einen Weiterbildungsplan erhalten. Zudem findet die Anweisung nicht nur durch Ober-, Chef- oder Fachärzte statt, sondern zu 27% von Ärzten in Weiterbildung. Auch eine regelmäßige Feedbackkultur ist nicht anzutreffen: Nur 10% erhalten ein regelmäßiges Feedback, 45% nur einmal im Jahr und weitere 45% überhaupt nicht. Hierin spiegeln sich die Gründe wider, weshalb 64% der Ärztinnen und Ärzte der Meinung sind, dass die Weiterbildungsinhalte nicht oder eher nicht ausreichend vermittelt wurden.

Kommentar:

Diese erschreckenden Ergebnisse der Umfrage zeigen den dringenden Handlungsbedarf bei der fachärztlichen Weiterbildung. Die Politik sollte beispielsweise mit Trainingsangeboten für ärztliche Weiterbilder aktiv werden. In Anbetracht der bestehenden Situation und dem Auftreten der Kliniken als Arbeitgeber, das durch die unzureichende Berücksichtigung der Wünsche ihrer Mitarbeitenden gekennzeichnet ist, ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Ärzte nach ihrer Weiterbildung in den ambulanten Sektor abwandern. Dieser Trend verschärft den Fachkräftemangel in Krankenhäusern weiter, was den Druck auf die verbleibenden Ärzte erhöht und die Qualität der fachärztlichen Weiterbildung leiden lässt. Wird die fachärztliche Weiterbildung aber weiterhin durch den bereits bestehenden Personalmangel im Gesundheitsbereich in Mitleidenschaft gezogen, wird sich folglich der ärztliche Fachkräftemangel immer weiter zuspitzen.

Quelle: Marburger Bund – Ärztliche Weiterbildung leidet unter Personal- und Zeitmangel

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