Implantat-Folgekosten: Langzeitstudie beziffert Instandhaltung mit rund 10% jährlich

Implantat-Folgekosten: Langzeitstudie beziffert Instandhaltung mit rund 10% jährlich

Langzeit-Follow-up: Implantatversorgung verursacht kontinuierliche Folgekosten

Implantatgetragene Restaurationen gelten als bewährte Versorgungsoption – ihre Langlebigkeit und ästhetische Qualität sind vielfach dokumentiert. Was bislang fehlte, waren belastbare Daten zu den langfristigen Instandhaltungskosten. Eine aktuelle randomisierte Studie aus der Schweiz (Pirc et al., Clin Implant Dent Relat Res., Epub 13.10.2024) liefert nun einen differenzierten Einblick in den realen Aufwand für Pflege, Komplikationsmanagement und Nachsorge – über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Zusätzlicher Zeit- und Kostenaufwand für „Wartungsarbeiten“

Insgesamt wurden 64 Patienten mit zwei gängigen Implantatsystemen (Astra Tech OsseoSpeed und Straumann Bone Level, SLActive) versorgt. Innerhalb des Beobachtungszeitraums wurden technische und biologische Komplikationen, Behandlungszeiten sowie die damit verbundenen Kosten systematisch dokumentiert.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Durchschnittliche jährliche Nachsorgekosten:
    404 CHF (~392 Euro) → ca. 9% der initialen Therapiekosten
  • Initialkosten pro Implantat mit festsitzender Versorgung:
    Ø 4.500 CHF (~4.365 Euro)
  • Durchschnittlicher Wartungszeitaufwand:
    77 Minuten pro Patient und Jahr
  • Ø 1,3 Reparaturtermine zusätzlich zu den Hygienesitzungen
  • Häufigste technische Komplikation: Schraubenlockerung (43,4%)
  • Häufigste biologische Komplikation: Mukositis (30,2%), Periimplantitis (9,3%)

Technische vs. biologische Komplikationen: systemabhängige Unterschiede

Bemerkenswert ist die systemspezifische Komplikationsverteilung:

  • Astra Tech zeigte signifikant mehr technische Komplikationen (z.B. Schrauben- und Abutmentfrakturen)
  • Straumann war häufiger mit biologischen Komplikationen wie Mukositis und Periimplantitis assoziiert

Eine Abutmentfraktur verursachte in etwa einen Zeitaufwand von 94 Minuten und entsprach in den Behandlungskosten 27% der ursprünglichen Investition. Die Therapie einer Periimplantitis schlug mit ca. 19% der Initialkosten zu Buche.

 

Kommentar:

Was diese Daten für Praxis, Planung und Produktentwicklung bedeuten

Die Ergebnisse dieser Langzeitstudie sind für die gesamte Dentalbranche hochrelevant, denn sie ermöglichen erstmals eine realistische Kalkulation der Lebenszykluskosten implantatprothetischer Versorgungen.

Für die Zahnarztpraxis heißt das: Die Implantatberatung muss stärker auf Wirtschaftlichkeit und Langzeitfolgen fokussieren – nicht nur aus Patientensicht, sondern auch zur Optimierung eigener Prozesse und Terminplanungen.
Für Dentallabore und Implantathersteller ergeben sich wertvolle Hinweise zur Systemauswahl, Risikobewertung und Weiterentwicklung prothetischer Komponenten.

Insbesondere bei der produkt- oder systembezogenen Qualitätssicherung sollte stärker zwischen technischen und biologischen Folgerisiken unterschieden werden. Auch bei der Schulung von Behandlern im Umgang mit Wartung und Nachsorge kann diese Studie als Grundlage dienen.

Fazit für die Fachwelt

  • Implantatversorgungen verursachen über zehn Jahre durchschnittlich 9-10% jährliche Folgekosten – unabhängig von der initialen Erfolgsquote.
  • Systemwahl beeinflusst das Komplikationsprofil deutlich – technischer vs. biologischer Mehraufwand.
  • Instandhaltung ist planbar, aber relevant – mit Folgen für Terminmanagement, Patientenkommunikation und Wirtschaftlichkeit.
  • Industrie, Labore und Praxen sollten diese Daten nutzen, um Langzeitkosten realistisch zu kalkulieren und Produkte gezielter zu optimieren.
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Quelle: Pirc M, Gadzo N, Balmer M, Naenni N, Jung RE, Thoma DS. „Maintenance Costs, Time, and Efforts Following Implant Therapy With Fixed Restorations Over an Observation Period of 10 Years: A Randomized Controlled Clinical Trial.“ Clin Implant Dent Relat Res. Epub October 13, 2024. DOI: 10.1111/cid.13405.

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
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