Inflation bedroht Zahntechnikbranche: Zahntechniker fordern faire Preise

Inflation bedroht Zahntechnikbranche: Zahntechniker fordern faire Preise

Zahntechniker fordern Aussetzung der Preisregulierung wegen hoher Inflation

Sonderthema des diesjährigen DSGV-Branchenreports Dentallabore ist die aktuelle Inflation und deren Auswirkungen auf die Dentallaborbranche. Tatsächlich hat die Inflation die Zahntechnikbranche in Deutschland hart getroffen. Die Kosten für Materialien, Energie, Löhne und andere Betriebsausgaben sind deutlich stärker gestiegen als die Preise für zahntechnische Produkte, die stark reguliert sind. Die Zahntechnikerinnungen verlangen daher eine Anpassung der Preisgestaltung an die aktuelle Kostenentwicklung.

Preise für zahntechnische Produkte hinken hinterher

Laut einer Preisanalyse von Wawibox sind die Preise für Dentalmaterialien und Praxisbedarf im Zeitraum 1.1.2020 bis 31.3.2023 um 16,5% gestiegen. Die Preise für Kraftstoffe, Strom, Erdgas und Heizöl sind sogar noch stärker angestiegen, teilweise um mehr als 80%. Die Preise für zahntechnische Produkte in der Regelversorgung sind dagegen nur um 8,5% gestiegen, da sie an die Grundlohnsummenentwicklung gebunden sind, die die Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer widerspiegelt. Diese Preisregulierung nach § 71 Abs. 3 SGB V führt dazu, dass die Zahntechnikbranche ihre Kostensteigerungen nicht an die Kunden weitergeben kann.

Folgen für die Branche und die Patienten

Die inflationsbedingt sinkende Kaufkraft der Patienten führt dazu, dass diese tendenziell weniger Leistungen in Anspruch nehmen, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Dies hat negative Auswirkungen auf die Ertragssituation und die Wettbewerbsfähigkeit von Zahnarztpraxen und Dentallaboren. Die Praxen und Labore sind daher unter Druck, ihre Produktivität zu steigern, Kosten zu sparen und/oder ihre Preise zu erhöhen. Auch Konsolidierungsprozesse innerhalb der Branche dürften sich weiter verstärken. Zusätzlich verteuern die aktuell steigenden Zinsen Investitionsvorhaben. Dies kann zu einer Verringerung von Investitionen in neue Technologien, Geräte oder Einrichtung führen – zum Nachteil der Versorgungsqualität der Patienten.

Forderung nach leistungsgerechter Preisfindung

Aufgrund der aktuellen Situation fordern die Zahntechnikerinnungen eine Aussetzung der bislang geltenden Preisregulierung. Eine leistungsgerechte Preisfindung sei bei Beibehaltung der bisherigen Preisregulierung nicht möglich und in der Folge auch keine konkurrenzfähigen Löhne. Dies erschwere die Gewinnung von Fachkräften und verstärke deren Abwanderung in andere Branchen. Die Zahntechnikerinnungen plädieren daher für eine faire und transparente Vergütung der zahntechnischen Leistungen, die sowohl die Kostenentwicklung als auch den Mehrbedarf berücksichtigt.

 

Kommentar:

Die Forderung der Zahntechnikerinnungen ist nachvollziehbar, schließlich leistet die Zahntechnikbranche einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und sollte dafür angemessen entlohnt werden. Die Preisregulierung nach § 71 Abs. 3 SGB V ist ein Relikt aus einer Zeit, in der die Inflation noch kein großes Thema war. Sie ist nicht mehr zeitgemäß und führt zu einer Schieflage zwischen den Kosten und den Erlösen der Branche. Eine Anpassung der Preisgestaltung an die aktuelle Situation scheint daher dringend geboten, um die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern.

Der vollständige DSGV-Branchenreport Dentallabore 2023 wird in Kürze auf https://www.gesundheitsmarktwissen.de verfügbar sein.

Quelle: DSGV-Branchenreport Dentallabore 2023

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
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