Das von 2020-2023 laufende Projekt „DELIVER-CARE“ des Innovationsausschusses fördert die Delegation ärztlicher Tätigkeiten an Medizinische Fachangestellte (MFA) im Bereich der chronisch-entzündlichen Krankheiten mit rund 2,2 Mio. Euro. Ziel ist die verbesserte Versorgung und Steigerung der Lebensqualität der Patienten in den Krankheitsbereichen der Gastroenterologie, Rheumatologie und Dermatologie. Da es sich bei chronisch-entzündlichen Krankheiten um hochkomplexe Krankheitsbilder handelt, ist die Behandlung von einem enormen zeitlichen Aufwand geprägt. Das Projekt unterstützt die Delegation von ärztlichen Tätigkeiten zur Verlaufskontrolle an Medizinische Fachangestellte, um den verzögerten Zugang zur fachärztlichen Versorgung zu verbessern.
Strukturierte Sprechstunde durch MFA
Grundlage des Projekts ist die Entwicklung eines Modells, bei der die MFA eigene strukturierte Sprechstunden durchführen können. Hierbei dienen die MFA vordergründig als erster Ansprechpartner bei besonderen Vorkommnissen, sie erheben aber auch Symptome und prüfen die Verträglichkeit der Medikamente. Befunde werden nachfolgend mit dem Facharzt besprochen. Dieses Modell soll eine verbesserte medikamentöse Therapie, die individualisierte Aufklärung und den schnelleren Zugang zum Facharzt ermöglichen.
Effektivität wird in einer kontrollierten Studie überprüft
Aktuell wird in einer Kontrollstudie mit 604 Patienten die Effektivität der MFA-Sprechstunde geprüft. Dabei werden alle Teilnehmer auf die Interventions- oder die Kontrollgruppe verteilt. Während die Patienten in der Interventionsgruppe ein Jahr lang die MFA-Sprechstunde besuchen, wird die Kontrollgruppe weiterhin über die Regelversorgung betreut.
Kommentar:
Besonders in stark unterversorgten Fachgebieten sind neue Versorgungsmodelle wie die Delegation notwendig, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Das auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegte Modellprojekt DELIVER-CARE wird nach Beendigung im Jahr 2023 zeigen, inwiefern das Projekt neue Perspektiven gegen den Fachärztemangel hervorbringt. Im Falle einer positiven Evaluation wird das Modell in die Regelversorgung aufgenommen, um für dauerhafte positive Versorgungseffekte auf Bundesebene zu sorgen. Ein mögliches Finanzierungsmodell wird bereits während der Projektlaufzeit geschaffen, um moderate Aufwendungen für die Krankenkassen zu ermöglichen. Zudem kann das Konzept im Erfolgsfall auf andere Gebiete wie beispielsweise die Augenheilkunde erweitert werden.