Integrierte Versorgung: OECD-Studie bestätigt Wirksamkeit des OptiMedis-Modells

Integrierte Versorgung: OECD-Studie bestätigt Wirksamkeit des OptiMedis-Modells

Die Ausweitung des Konzepts der Integrierten Versorgung bietet deutschlandweit weiteres Potenzial für den Gewinn von Lebensjahren, das Vermeiden von Behinderung bzw. Erkrankung und letztlich die Senkung von Gesundheitskosten. Zu diesem Ergebnis kommt die im Mai 2023 veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) „Integrating Care to Prevent and Manage Chronic Disease: Best Practices in Public Health“, die Integrierte Versorgungsmodelle auf internationaler Ebene untersuchte. Unter den analysierten Initiativen befand sich auch das deutsche OptiMedis-Modell, das Projekte im Gesunden Kinzigtal (Baden-Württemberg) sowie im Gesunden Werra-Meißner-Kreis (Hessen) erfolgreich umsetzt.

Konzept der Integrierten Versorgung sorgt für mehr (gesunde) Lebensjahre

Zur Bewertung der Best-Practice-Beispiele wurden die Auswahlkriterien Wirksamkeit, Effizienz, Gerechtigkeit, Qualität der Evidenz und Umfang der Versorgung herangezogen. Würde das Integrierte Versorgungsmodell von OptiMedis auf das gesamte Bundesgebiet angewandt, so könnte die deutsche Bevölkerung aktuell bis ins Jahr 2050 den Berechnungen zufolge 146.000 Lebensjahre hinzugewinnen und 100.000 Lebensjahre mit Einschränkung durch Behinderung oder Erkrankung vermeiden. Übertragen auf die Bevölkerung der EU-27-Staaten würde dies je 100.000 Einwohner im Durchschnitt einen jährlichen Gewinn von 9,7 Lebensjahren insgesamt und von 6,5 Lebensjahren bei guter Gesundheit bedeuten.

Steigerung der Effizienz als besondere Stärke der Integrierten Versorgung

Besonders hervorgehoben wird durch die OECD nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Effizienz der Integrierten Versorgung. Neben den qualitativen Errungenschaften sorgt das OptiMedis-Modell auf Bundesebene im betrachteten Zeitraum zudem laut Hochrechnungen für kumulierte Einsparungen von Gesundheitsausgaben im Umfang von rund 3.500 Euro pro Person. Angewendet auf die EU-27-Staaten bedeutet dies Einsparungen für Gesundheitsausgaben von durchschnittlich 4%. Deutschland erreicht hier sogar einen Anteil von 4,6%, was gegenwärtig einer Ersparnis von 14 Mrd. Euro entspräche.

OECD empfiehlt Verbreitung von Gesundheitskiosken

Ferner führe die Umsetzung des Integrierten Versorgungsmodells mithilfe der bedürfnisorientierten und niedrigschwelligen Angebote der Gesundheitslotsen und -kioske laut Studie zu einer Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten. Das Modell biete für die insbesondere in vulnerablen Gruppen ausgeprägten komplexen Gesundheitsbedürfnisse besonderen Mehrwert. Die OECD spricht sich daher für die weitere Verbreitung von Gesundheitskiosken und die Förderung von gesundheitlichen Kompetenzen benachteiligter Gruppen aus und verspricht sich davon die Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten sowie die Quote der Einschreibungen zu steigern. Um noch bessere Ergebnisse bei gleichzeitiger Kostensenkung zu erhalten, könnte das Leistungsspektrum des OptiMedis-Modells für diese Interessensgruppe weiter ausgebaut werden, beispielsweise durch einen frühzeitigen Zugang zu Vorsorgeprogrammen.

 

Kommentar:

Als das weltweit erste soziale Krankenversicherungssystem, das auf solidarischen Grundsätzen aufbaut, gilt das deutsche Gesundheitssystem bis heute als erstklassig – vordergründig aufgrund des Zugangs zu umfassenden Leistungen bei minimaler Kostenbeteiligung.

Das deutsche Gesundheitssystem ist teuer und führt nicht zu besseren Gesundheitsergebnissen

Dennoch ist das deutsche System mit Gesundheitsausgaben in Höhe von 11,7% des Bruttoinlandprodukts vergleichsweise kostenintensiv und wird nur noch von den Vereinigten Staaten (16,8%) übertroffen. Hinzukommt, dass die hohen Gesundheitsausgaben nicht notwendigerweise zu besseren Gesundheitsergebnissen führen. Die Lebenserwartung betrug in Deutschland 2019 beispielsweise durchschnittlich 81,4 Jahre, was Rang 24 von 38 im Vergleich der OECD-Länder entspricht. Ferner liegen die zwei Drittel der Bevölkerung, die von einem nach eigener Einschätzung guten Gesundheitszustand berichten, unter dem EU-Durchschnitt von 69%.

Hauptgründe für das unterdurchschnittliche Abschneiden liegen in der mangelhaften Kooperation und Primärversorgung

Mangelnde Kooperation gilt als einer der Hauptgründe weshalb das deutsche Gesundheitssystem nicht so gut abschneidet wie erwartet. Durch die Trennung der Gesetzgebungs-, Planungs- und Regulierungsbefugnisse in verschiedene Sektoren (wie ambulant, stationär, öffentliche Gesundheit), weist das System eine hohe Komplexität auf, was die Leistungsfähigkeit und damit die Gesundheits-ergebnisse negativ beeinflusst. Ein weiterer Faktor, der einen negativen Einfluss auf die Gesamtleistung des deutschen Gesundheitssystems nimmt, ist der Fokus auf der Sekundärversorgung und der daraus entstehende Mangel an wirksamer Primärversorgung. Beispielsweise liegt die Hospitalisierungsrate bei Erkrankungen wie Asthma und COPD (chronic obstruktive pulmonal disease) und die daraus entstehenden geschätzten Kosten für vermeidbare Krankenhauseinweisungen um das Achtfache über dem OECD-30-Durchschnitt.

Integrierter Versorgungsansatz des OptiMedis-Modells zielt auf Verbesserung der Gesundheitsergebnisse und ist auf weitere Regionen, Länder übertragbar

In der Konsequenz hat Deutschland bereits verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, wie das 2004 verabschiedete Gesetz zur Modernisierung der sozialen Krankenversicherung. Aus diesem Gesetz heraus entstanden einige Vereinbarungen zur Integrierten Versorgung, unter ihnen jene des Healthcare Management Unternehmens OptiMedis aus dem Jahr 2005. Das Modell hat seinen Ursprung in regionalen Netzwerken, an denen Ärzte und andere Interessengruppen beteiligt sind. Es strebt danach, Gesundheitsdienstleister auf allen Ebenen einer spezifischen Region in einem integrierten Netzwerk zu vereinen, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern sowie gleichzeitig die Gesundheitsausgaben zu senken. Es wird aktuell diskutiert das Modell sowohl auf weitere Regionen innerhalb Deutschlands auszuweiten als auch in andere Länder zu transferieren. Nach Einschätzungen von OptiMedis ist das Modell auf andere Regionen mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Gesundheitssystemen erfolgreich übertragbar.

Quellen:

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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