Investoren zeigen großes Interesse an zahnmedizinischer Versorgung

Investoren zeigen großes Interesse an zahnmedizinischer Versorgung

Zahl der iMVZ trotz Gründungsbeschränkung weiter gestiegen

Die Zahl der im Besitz von Investoren befindlichen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ) im Bereich der vertragszahnärztlichen Versorgung steigt weiter. Auf diesen Umstand machten die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung vom 28.3.2023 aufmerksam. Der Anteil an iMVZ liegt mittlerweile (Stand: 3. Quartal 2022) bei 29%.

 

Kommentar:

zMVZ sind häufig Teil einer Kettenstruktur und/oder gehören Finanzinvestoren

Das Interesse von Private-Equity- und Finanzinvestoren am ambulanten vertragszahnärztlichen Markt ist ungebrochen. Nicht nur die Zahl der zahnmedizinischen (zMVZ) stieg zuletzt deutlich, auch immer öfter befinden sich diese im Besitz von fachfremden Finanzinvestoren.

Zum Jahresende 2021 waren 837 der 1.289 in Deutschland zugelassenen zMVZ Teil einer MVZ-Kette – mehr als jedes zweite. Die größte MVZ-Kette (Acura MVZ/Investcorp) verfügt über 65 Standorte. 351 zMVZ waren im Besitz von Finanzinvestoren. Von den 357 zMVZ in Krankenhausträgerschaft (Stand: 31.12.2021) konnten 334 (rund 94%) einem Finanzinvestor zugeordnet werden. 27,2% (351) der zMVZ waren nachweislich im Besitz von insgesamt 14 fachfremden Finanzinvestoren. Bei 11 davon handelt es sich um Private-Equity-Gesellschaften und bei drei um Family-Office-Gesellschaften. Dies ergab eine von der KZBV in Auftrag gegebene IGES-Studie. Mittlerweile ist sowohl die Zahl der zMVZ als auch der Anteil der iMVZ weiter gestiegen.

Zahnmedizin-Markt bietet stabile Nachfrage und geringe Konjunkturabhängigkeit

Der zahnmedizinische Versorgermarkt ist für Investoren nicht nur mit Blick auf das hohe Marktvolumen interessant, sondern auch aufgrund der stabilen Nachfrage, die von konjunkturellen Schwankungen als weitgehend unabhängig gilt. Besonders interessant für Investoren sind Praxen mit Spezialgebieten wie Kieferorthopädie, Implantologie, Prothetik oder ästhetische Zahnmedizin. Aufgrund der Möglichkeit, Skaleneffekte zu erzielen, sehen Private-Equity-Investoren insbesondere Potenziale in der Bildung großer Praxisketten. Dies führte in den vergangenen Jahren in ganz Europa zur Herausbildung von Dentalketten. Dabei lassen sich unter anderem große paneuropäische Dentalketten mit Standorten in mehreren EU-Staaten beobachten, die zum Teil eine sehr expansive Politik verfolgen.

Bundesgesundheitsministerium und Zahnarztverbände sehen iMVZ kritisch

Das Bundesgesundheitsministerium und auch die zahnmedizinischen Verbände beurteilen die Beteiligung von Investoren an der zahnmedizinischen Versorgung kritisch. Sie sehen die Gefahr, dass in iMVZ die Renditeaussicht und nicht der tatsächliche Versorgungsbedarf der Patienten im Vordergrund steht. Eine von der KZBV in Auftrag gegebene Studie belegt zudem, dass zMVZ bevorzugt in Großstädten und Ballungszentren bzw. in besonders kaufkräftigen Regionen gegründet werden und damit wenig zu einer flächendeckenden zahnmedizinischen Versorgung auch in ländlichen Gebieten beitragen. Sie setzen sich daher für eine gesetzliche Regelung ein, die die Gründungsmöglichkeiten von iMVZ weiter einschränkt. So sollen Krankenhäuser nur noch zMVZ gründen dürfen, wenn sich diese im näheren Einzugsbereich der Klinik befinden und zu dieser einen fachlichen (zahnärztlichen) Bezug haben.

Für Praxisabgeber und Praxisinhaber, die von Verwaltungsaufgaben entlastet werden möchten und sich auf ihren Versorgungsauftrag konzentrieren wollen, kann ein Verkauf an eine Praxis- oder zMVZ-Kette hingegen durchaus interessant und lukrativ sein. Auch bieten zMVZ häufig gute Beschäftigungsmöglichkeiten für angestellte Zahnärzte.

Der ATLAS MEDICUS® Marktatlas zeigt die Verteilung von zMVZ

Der ATLAS MEDICUS® Marktatlas zeigt die Verteilung von zMVZ

Die ATLAS MEDICUS® Marktinformationssysteme zeigen, wo sich die zMVZ befinden und liefern mit Standortlisten, Karten und Tabellen Daten (auch zur Spezialisierung und Geräteausstattung) bis auf Leistungserbringerebene.

Quellen:

 

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
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