KBV-Honorarbericht: 1. Halbjahr 2022 zeigt leichtes Umsatzplus bei deutlichen Kostensteigerungen

KBV-Honorarbericht: 1. Halbjahr 2022 zeigt leichtes Umsatzplus bei deutlichen Kostensteigerungen

Die Honorarumsätze in deutschen Arztpraxen verzeichnen im ersten Halbjahr 2022 insgesamt ein leichtes Umsatzplus. Im ersten Quartal sind die Honorarumsätze trotz deutlicher Kostensteigerungen leicht gewachsen, im zweiten Quartal sogar von einem Umsatzrückgang gekennzeichnet. Das geht aus den Honorarberichten der KBV für die ersten beiden Quartale 2022 hervor.

Umsatzzahlen je Arzt vs. Umsatzzahlen je Behandlungsfall

Im ersten Quartal sind die Umsätze je Arzt/Psychotherapeut im Vorjahresvergleich um 4,9% gewachsen und im zweiten Quartal sogar um 1,4% gesunken. Mit Blick auf die Umsatzzahlen je Behandlungsfall ergibt sich ein anderes Bild. Hier sind die Umsätze jeweils rückläufig, im ersten Quartal um 5,8% bzw. im zweiten Quartal um 0,3%.

Die Kostensteigerungen führen zu einem realen Einkommensverlust

Der KBV zufolge haben die Ärzte aufgrund explodierender Kosten und hoher Inflation mit realen Einkommensverlusten zu kämpfen. Probleme bei der Investitionsfähigkeit und Personalbeschäftigung sind die Folge, was zu einem negativen Einfluss auf die Versorgung führt. Diese Entwicklung entfacht erneut die Diskussion um die Abschaffung der Honorarbudgets.

Unterschiedliche Ergebnisse für Fachärzte, Hausärzte und die Gesamtvergütung

Fachärzte und Hausärzte sind in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Damit ergibt sich auch ein abweichender Einfluss auf die Gesamtvergütung.

  • Fachärztlicher Bereich: In Q1/2022 ist der Honorarumsatz je Arzt/Psychotherapeut im Durchschnitt um 2,3% gestiegen, je Behandlungsfall um 3,4% gesunken. Großer Einflussfaktor sind hier jedoch die im ersten Halbjahr 2022 bei abflachender Coronapandemie wieder deutlich gestiegenen Behandlungszahlen (+8,1%). In Q2/2022 reduzierte sich der Honorarumsatz bei nahezu konstanter Fallzahl je Arzt/Psychotherapeut um 2,0%, je Behandlungsfall um 0,1%.
  • Hausärztlicher Bereich: In Q1/2022 erhöhte sich der Honorarumsatz je Arzt/Psychotherapeut durchschnittlich um 9,7%. Je Behandlungsfall ist der Umsatz um 9,2% gesunken. Grund ist auch hier der wieder deutliche Fallzahlanstieg (+20,9%) im Betrachtungszeitraum. In Q2/2022 reduzierte sich der Honorarumsatz je Arzt/Psychotherapeut im Schnitt um 0,4%. Je Behandlungsfall ist ein Anstieg um 0,2% zu verzeichnen.
  • Gesamtvergütung (gesamte ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung bestehend aus morbiditätsbedingter Gesamtvergütung (MGV) und extrabudgetärer Vergütung): In Q1/2022 erhöhte sich das Honorar um rund 600 Mio. Euro (+5,5%), in Q2/2022 um 300 Mio. Euro (+2,9%). Gewachsen ist insbesondere die extrabudgetäre Gesamtvergütung, die unter anderem die Vergütung von Früherkennungsuntersuchungen, Impfungen und ambulanten Operationen betrifft. Einen Einfluss darauf hatten die schnellere Terminvermittlung und die inzwischen wieder abgeschaffte Neupatientenregelung aus dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (Neupatienten werden nicht mehr extrabudgetär vergütet). Die MGV, die den Großteil der Leistungen vergütet, sank in Q1/2022 um 1,3%. Q2/2022 zeigte sich mit +0,1% nahezu unverändert, was teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die MGV in diesem Quartal stärker um TSVG-Leistungen bereinigt werden musste.

 

Kommentar:

Bei der Bewertung der Ergebnisse aus dem aktuellen Honorarbericht gilt es zu beachten, dass die Daten für das erste und zweite Quartal 2022 aufgrund der Coronapandemie und ihrer Auswirkungen auf die vertragsärztliche Versorgung nur eingeschränkt mit Vorjahresquartalen aufgrund der damaligen massiven Fallzahlrückgänge vergleichbar sind. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, also dem ersten Halbjahr 2021, wurden die Ärzte und Psychotherapeuten im Berichtszeitraum wieder stärker von ihren Patienten in Anspruch genommen. Im ersten Quartal 2022 stieg die Fallzahl je Arzt beispielsweise wieder um 11,3%, während sie im Vorjahresquartal aufgrund der Pandemie um 7,3% gesunken war.

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung – Nur leichtes Umsatzplus bei deutlich gestiegenen Kosten – Honorarberichte fürs erste Halbjahr 2022 veröffentlicht

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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