Klimaschutz im Krankenhaus: Nach wie vor Mangel an klaren Strategien

Klimaschutz im Krankenhaus: Nach wie vor Mangel an klaren Strategien

Krankenhäuser verursachen aufgrund ihres hohen Ressourcenverbrauchs und Abfallaufkommens erhebliche Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig haben sie durch gezielte Klimaschutzmaßnahmen das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz im Gesundheitswesen zu leisten. Eine Studie der Universität Witten/Herdecke („Emergent climate protection strategies in German hospitals: A cluster analysis“ von Schmidt und Bohnet-Joschko, 2025) hat nun umfassend untersucht, wie Klimaschutz in deutschen Krankenhäusern organisatorisch und kommunikativ umgesetzt wird. Im Fokus standen insbesondere die Rolle der Krankenhausleitung, die strategische Einbindung der Maßnahmen und die Motivation der Mitarbeitenden. Dabei wurden mittels hierarchischer Clusteranalyse vier Gruppen von Krankenhäusern mit ähnlichen Klimaschutzstrategien identifiziert:

  • Cluster 4: „Engagierte Profis“ (28,3%) setzen umfassende Klimaschutzmaßnahmen um, wie etwa Energieeffizienz, nachhaltige Beschaffung und Abfallmanagement. Sie verfügen über klare Strukturen und Verantwortlichkeiten sowie eine regelmäßige Kommunikation zum Thema Klimaschutz. Zudem binden sie ihre Mitarbeitenden aktiv in die Klimaschutzaktivitäten ein.
  • Cluster 3: „Fortschrittliche Umsetzer“ (13,2%) verfügen über gute Kommunikationsstrukturen und eine effektive Informationsweitergabe. Sie setzen Klimaschutzmaßnahmen um, jedoch weniger systematisch als die Vorreiter. Die Einbindung der Mitarbeitenden ist vorhanden, jedoch nicht auf allen Ebenen gleichermaßen ausgeprägt.
  • Cluster 2: „Pragmatische Anwender“ (26,3%) führen einzelne Klimaschutzmaßnahmen durch, jedoch ohne klare Strategie oder festgelegte Verantwortlichkeiten. Die Kommunikation erfolgt nur sporadisch und Mitarbeitende sind kaum eingebunden.
  • Cluster 1: „Ambitionierte Neulinge“ (32,2%) setzen kaum Klimaschutzmaßnahmen um; entsprechende Strukturen oder Aktivitäten fehlen weitgehend.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die herausragende Bedeutung der Führungsebene: Nur wenn die Krankenhausleitung Klimaschutz als strategische Aufgabe priorisiert, klare Verantwortlichkeiten schafft und transparent kommuniziert, können Maßnahmen im Klinikalltag wirksam umgesetzt werden. Die Einbindung und Motivation der Mitarbeitenden hängt maßgeblich von dieser Führungsleistung ab.

 

Kommentar:

Auffällig ist, dass sich die Gruppe der „Klimaschutzprofis“ insbesondere aus großen Krankenhäusern und Universitätskliniken zusammensetzt, während die Gruppe der „Neulinge“ ausschließlich aus öffentlichen Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung besteht und keine Universitätsklinika enthält. Ausgehend von diesen Ergebnissen wäre eine weiterführende Untersuchung von Interesse, ob die Unterschiede bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf unterschiedliche personelle und finanzielle Kapazitäten sowie unzureichende politische und finanzielle Unterstützung zurückzuführen sein könnten. Angesichts der zum Teil massiven wirtschaftlichen Probleme insbesondere der kleineren Krankenhäuser dürfte die Priorität von Klimaschutzmaßnahmen vonseiten der Krankenhausleitungen in den Hintergrund rücken.

Quelle: PLOS.one – Emergent climate protection strategies in German hospitals: A cluster analysis

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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