Für ziemlichen Wirbel in der Apothekerschaft hat das Papier „Versorgungssicherstellung und Fachkräftesicherung in Apotheken“ aus dem BMG gesorgt, nicht nur inhaltlich, denn die Kommunikation desselben durch Gesundheitsminister Lauterbach erfolgte nicht auf dem Deutschen Apothekentag, sondern am Vortag über die Medien.
Im Papier selbst finden sich folgende Liberalisierungs-Vorschläge, insbesondere mit dem Ziel, dass in strukturschwachen Regionen mehr Apotheken(-Filialen) geschaffen werden:
- Lockerung des Mehrbesitz: Neben einer Hauptapotheke sollen dann in den entsprechenden Regionen auch mehr als drei Filialapotheken (zusätzlich zur Hauptapotheke) möglich sein – konkrete Zahlen werden dabei im Papier nicht genannt; in Interviews war von vier oder fünf Filialen die Rede.
- Bei den räumlichen Anforderungen soll es Erleichterungen geben: Filial- und Zweigapotheken müssen – so der Vorschlag – kein Labor, keine Rezeptur vorhalten und auch keine Notdienste übernehmen.
- Flexiblere Öffnungszeiten
- Zudem kann ein Apotheker bei der Nutzung technischer Einrichtungen zur Videokonsultation (Telepharmazie) von einem erfahrenen PTA vertreten werden.
- Reformierung der Apothekenvergütung, um Honoraranreize für strukturschwache Standorte zu schaffen. Konkretisierungen hierzu fehlen jedoch – aus bisherigen Äußerungen dürfte weniger von einer grundsätzlichen Honorarerhöhung auszugehen sein, als vielmehr von Umschichtungen, z.B. hinsichtlich Apothekentypen und/oder des Leistungsportfolios (große bereits jetzt margenträchtige Apotheken sollen nicht profitieren; bessere Vergütung von „beratender Leistung“ oder Prävention)
- Entbürokratisierung (z.B. beim Austausch von knappen Arzneimitteln)
Kommentar:
Eigentlich spiegeln Teile der Vorschläge, wie Entbürokratisierung, Flexibilisierung der Apothekenbetriebsordnung, Arbeitsteilung Apotheker/PTA den „grundsätzlichen“ Forderungen der Standesvertreter und würde auch den Wettbewerbsnachteil gegenüber Versandapotheken (die eben z.B. keinen Notdienst übernehmen) reduzieren – die Ausgestaltung hingegen, wie sie jetzt vorgeschlagen wurde, führte zu massiver Kritik von allen Seiten. Eine Befürchtung ist u.a., dass die Erleichterungen dazu führen, dass bislang rundumversorgende Hauptapotheken zu den o.g. „Apotheken light“ (Filialapotheken ohne Rezeptur, Notdienst etc.) umgewandelt würden, was die Versorgung dann zusätzlich verschlechtern würde, statt neue Apotheken zu schaffen.
Siehe News vom 8.8.2023
Quellen: