Krankenhausbranche: Gesamtdefizit aktuell bei rund 9 Mrd. Euro

Krankenhausbranche: Gesamtdefizit aktuell bei rund 9 Mrd. Euro

Die deutschen Kliniken leiden stark unter der Inflation. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. Berechnungen der DKG zufolge liegt das inflationsbedingte Defizit bei rund 740 Mio. Euro je Monat. Als Folge des Preisanstiegs ist bis Ende März 2023 der Fehlbetrag der Gesamtbranche auf 8,95 Mrd. Euro angewachsen.

Bundesregierung bessert bei Energiehilfen nach

Laut DKG reichen gegenwärtig bei 96% der Krankenhäuser die laufenden Einnahmen nicht mehr dazu aus, um die Ausgaben zu decken. Grund ist, dass die Krankenhäuser aufgrund der administrierten Preise im Kliniksektor – anders als Unternehmen anderer Branchen – nicht mit einer Erhöhung der Preise für die eigenen Leistungen reagieren können. Die Bundesregierung hatte zwar bereits im vergangenen Jahr Finanzhilfen für die gestiegenen Energiekosten in Höhe von 6 Mrd. Euro (davon 1,5 Mrd. Euro als Pauschalhilfe in Abhängigkeit von der Bettenzahl) für den Zeitraum vom 1.10.2022 bis zum 30.4.2024 beschlossen, jedoch waren die Förderbedingungen für die restlichen 4,5 Mrd. Euro aufgrund komplizierter Einzelnachweise so ausgestaltet, dass in der Praxis nur ein sehr geringer Anteil der Kliniken hiervon profitierte.

Indessen hat die Bundesregierung mit einem neuen Beschluss nachgebessert. Zusätzliche 2,5 Mrd. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Form pauschaler Zuschüsse sollen für schnelle und unbürokratische Entlastung sorgen. Daneben werden künftig 4 Mrd. des 2022 beschlossenen Hilfspaketes als Pauschalzahlung gewährt. Für die restlichen 2 Mrd. Euro bleibt das ursprünglich vorgesehene Förderverfahren auf Einzelantrag auf Basis der nachgewiesenen, tatsächlich angefallenen Energiekosten bestehen.

 

Kommentar:

Die Ursache für die wirtschaftliche Schieflage der deutschen Krankenhäuser ist nicht allein im inflationsbedingten Preisanstieg zu suchen – vielmehr hat dieser lediglich jene Probleme verschärft, die insbesondere durch die Systeme der Investitions- und Betriebskostenfinanzierung teilweise bereits seit Jahrzehnen ungelöst blieben. Hinzu kommt neben dem massiven Fachkräftemangel eine Stagnation der Nachfrage, die u.a. aus der zunehmenden Ambulantisierung resultiert. Die Zeit für eine grundlegende Strukturreform des Krankenhaussektors drängt, um ein unkoordiniertes Kliniksterben zu vermeiden. Den Plänen des Gesundheitsministeriums zufolge soll im Sommer der erste Gesetzesentwurf stehen. Ziel ist neben der Sicherung der Daseinsvorsorge die Verbesserung der Qualität der Leistungen durch Spezialisierung. Die Berücksichtigung der Vorhaltekosten bei der Finanzierung und die Einteilung nach Versorgungsstufen und -levels sollen künftig für Planungssicherheit sorgen.

Klinikmarkt vor Konsolidierungswelle

Die prekäre finanzielle Lage vieler Kliniken und die Unsicherheit – insbesondere mit Blick auf die kommende Strukturreform – bleiben nicht ohne Folgen. Dies geht aus dem 10. Fusionsradar von f&w und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon hervor. So erreichen die Transaktionsanbahnungen 2022 seit der Ersterhebung im Jahr 2016 mit 103 Meldungen einen absoluten Rekordwert. Die Meldungen beziehen sich dabei weniger auf bereits vollzogene Transaktionen (die im durchschnittlichen Bereich liegen) als auf die Ankündigung künftiger Fusionen, Verbünde oder Trägerwechsel. Vor diesem Hintergrund ist auch 2023 mit einem anhaltend hohen Transaktionsvolumen zu rechnen.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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