Krankenhausmarkt: Wachstum schwächt sich gegenüber der Gesamtwirtschaft deutlich ab

Krankenhausmarkt: Wachstum schwächt sich gegenüber der Gesamtwirtschaft deutlich ab

Die aktuellen Daten über den deutschen Krankenhausmarkt spiegeln den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf die Branche wider. Hochrechnungen zufolge hat sich das Wachstum der Krankenhäuser (einschließlich Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen) 2021/2022 mit einer Steigerung um 2,53% deutlich gegenüber den Vorjahren abgeschwächt. Zum Vergleich: 2018/2019 lag die Wachstumsrate bei 5,65% und 2020/2021 immerhin noch bei fast 4,6%.

Kräftige Wachstumseinbußen lassen sich auch im Vergleich zur Gesamtwirtschaft beobachten. Während das Marktwachstum der Krankenhausbranche im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Vergangenheit deutlich dynamischer verlaufen war, hat sich dieses Verhältnis seit 2020 umgekehrt. 2021/2022 stand der Wachstumsrate des Krankenhausmarktes (2,53%) eine Steigerung von 7,17% beim BIP gegenüber.

 

Kommentar:

Während sich auf gesamtwirtschaftlicher Ebene 2021/2022 nach den Pandemiejahren 2020 und 2021 eine deutliche Erholung zeigt, stecken die Krankenhäuser nach wie vor in der Krise. Bedingt durch die Lockdown-Maßnahmen und der politisch verordneten Freihaltung der Klinikkapazitäten für Coronapatienten kam es in den Jahren 2020 und 2021 zu einem Einbruch des stationären Leistungsgeschehens, das sich auch 2022 nicht erholte. Während die in Zusammenhang mit der Coronapandemie gewährten staatlichen Hilfspakete und liquiditätsunterstützenden Maßnahmen in den Jahren 2020 und 2021 bei vielen Krankenhäusern ein Abrutschen in die Insolvenz verhindert haben, steht die Branche seit 2022 aufgrund der stagnierenden stationären Fallzahlen, des Personalmangels, der Unsicherheiten bei der Finanzierung, der Inflation und dem Investitionsstau zunehmend unter Druck. Zwischen 2021 und 2022 reduzierte sich die Zahl der Kliniken mit positivem Jahresabschluss von rund einem Drittel auf nunmehr knapp ein Viertel. Mehr als die Hälfte (51%) aller Krankenhäuser schloss 2022 – unabhängig von der Größenklasse – mit einem Verlust ab. Erstmals rutschten somit auch die kleinen Kliniken deutlich in die Verlustzone ab. Dies geht aus der Krankenhausstudie 2023 des Beratungsunternehmens Roland Berger hervor. Insbesondere öffentliche Krankenhäuser sind mit einem Anteil an defizitären Einrichtungen von 63% von der Negativentwicklung betroffen. Von den freigemeinnützigen und privaten Krankenhäusern verzeichneten 45% bzw. 42% ein Defizit. Die Einschätzung der kurz- und mittelfristigen wirtschaftlichen Entwicklung fällt ebenfalls pessimistisch aus. Erst ab 2028 rechnen die Umfrageteilnehmer infolge des Strukturwandels und der Digitalisierung mit einem Aufwärtstrend.

Quellen:

  • Roland Berger (2023) Krankenhausreport 2023
  • Rebmann Research (2023)
Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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